Der Fuchs und der Bär
Der Fuchs und der Bär gingen zur Darre. Und der Fuchs verdrückte sich auf die Balken und sagte zum Bären: "Drisch du nur, ich halte diese Balken fest, damit sie dir nicht auf den Kopf fallen." Der Bär drischt und drischt. Als nun die Darre leer war, sagte der Fuchs: "Nimm du den großen Haufen da, du bist ja selbst größer. Ich nehme diesen kleineren Haufen." Der Bär war's zufrieden und nahm gern den größeren Haufen.
Dann gingen sie zur Mühle und setzten sie in Gang, denn sie wollten Brei machen. Die Mühlsteine des Fuchses machten: "hörö, hörö", und die Mühlsteine des Bären machten: "hissin, hassin". Und schließlich sagte der Bär: "Warum machen deine Steine: ,hörö, hörö' und meine machen: ,hissin, hassin'?" Der Fuchs sagte: "Wirf Sand dazwischen." Der Bär warf, und nun klapperten die Mühlsteine richtig. Und der Bär war zufrieden als er den gleichen Laut hörte.
Der Fuchs hatte einmal die Butterbütte der Ilmola-Bäuerin gestohlen. Und als sie nun anfingen, Brei zu kochen, da kochte der Fuchs aus seinem eigenen guten Mehl und tat Butter hinein. Der Bär kochte aus Spreumehl. Der Bär kam und kostete vom Brei des Fuchses und dachte: "Der ist gut". Der Fuchs ging auch und kostete den Brei des Bären, lachte und sagte: "Ein Schwein ißt so einen Brei und ein Bär, aber niemals ein Fuchs." Der Bär ließ den Scherz über sich ergehen, ohne aus der Haut zu fahren.
Und dann gingen sie in den Wald um Holz zu holen. Der Fuchs sah eine Eberesche mit sehr vielen Beeren und sagte zum Bär: "Fälle du diese Eberesche, damit ich die Beeren meiner alten Mutter bringen kann." Der Bär tat es und der Fuchs schlug sich den Wanst mit allen Beeren voll. Der Bär fragte: "Bringst du sie denn gar nicht deiner alten Mutter?" Der Fuchs sagte: "Sie hat ebenso klare Augen wie ich auch, soll sie sich doch selbst welche holen."
Dann nahmen sie sich einen ziemlich großen Baum vor und schlugen ihn mitsamt den Wurzeln um. Der Fuchs sagte: "Nimm du die Baumkrone auf deine Schulter, ich schiebe hier vom Stammende nach." Der Bär fing nun an zu ziehen und der Fuchs setzte sich auf den Stamm. Schließlich schaute der Bär zurück und sah, daß der Fuchs auf dem Stamm saß.
Jetzt setzte der Bär dem Fuchs nach, einer hinter dem anderen her, das gab aber ein Leben! Der Fuchs schlüpfte schließlich unter einen Stubben und der Bär bekam ihn am Bein zu fassen. Der Fuchs ruft: "Du zerrst ja an einer Baumwurzel und gar nicht an meinem Lauf!" Der Bär ließ den Lauf fahren und biß in die Baumwurzel, und der Fuchs springt wieder davon.
Nun sah der Fuchs, wie ein Mann des Weges ging, der frische Strömlinge auf der Fuhre hatte. Der Fuchs stellte sich am Wegesrand tot, und der Mann hob den Fuchs auf die Karre. Und der Fuchs spielte dort hinten auf der Karre, während der Alte selbst vorn saß, und warf eine Masse Fische auf den Straßenrand. Endlich sprang er selbst ab. Er sammelte die Strömlinge auf und ging zum Bären. Der Bär war wieder versöhnlich und sagte: "Woher hast du alle diese Strömlinge bekommen?" - "Aus dem Brunnen der Ilmola-Bäuerin bekommt man sie", sagte der Fuchs, "wenn viele Sterne am Himmel stehen, dann hänge deinen Schwanz dort in die Quelle und nicht ein bißchen darfst du dich bewegen." Da kam ein starker Frost, und der Bär ging, um mit seinem Schwanz zu angeln. Und dann fror der Schwanz dort fest, Die Ilmola-Bäuerin war gerade beim Kirnen. Der Fuchs ging hin und rief: "Ilmola-Bäuerin, Ilmola-Bäuerin! Der Bär scheißt in deinen Brunnen!" Die Ilmola-Bäuerin lief mit ihrem Butterstößel herbei, um dem Bären das Fell zu gerben. Die Stubentür blieb offen, und der Fuchs ging ans Butterfaß. Der Bär mußte seinen Schwanz abreißen, und so ist er noch am heutigen Tage. Als die Ilmola-Bäuerin zurückkam, war das Butterfaß umgestülpt und der Fuchs in der Butter. Eilends mußte der Fuchs aus dem Fenster springen, und die Ilmola-Bäuerin konnte ihm gerade noch auf die Schwanzspitze schlagen. Derselbe Fleck ist noch heute daran.
Der Rabe hatte auch an etwas Ähnliches gedacht und den Käse der Ilmola-Bäuerin gestohlen. Dann flog er in die Luft, den Käse im Schnabel. Der Fuchs sah das und sagte: "Gib mir den Käse." Der Rabe gab ihn nicht her. Aber der Fuchs läuft immer unter dem Raben her und bittet und sagt schließlich: "Wenn du mir den Käse gibst, so mache ich dich zum Kantor, versuch einmal, ob du eine gute Stimme hast." Der Rabe ruft krächzend: "Klunk! Klunk!" und der Käse fiel dem Fuchs ins Maul.
Dann traf der Fuchs wieder den Bären, und der Bär hatte einen
großen Pferdekadaver. Der Fuchs fragte: "Wie hast du den bekommen?"
Der Bär dachte: "Jetzt werde ich dich wenigstens auch einmal
hereinlegen." Er sagte: "So einen kannst du fein bekommen. Wenn
das Pferd auf der Wiese liegt, dann geh ruhig an seine Seite und beiß
dich mit deinen Zähnen in seinem Schwanz fest und heule dann laut
auf." Der Fuchs ging und tat so und heulte dann laut auf. Das Pferd
erschrak, sprang in die Höhe und sauste wie ein Sturmwind nach Hause.
Der arme Fuchs hängt am Schwanz und schlägt gegen jeden Baumstamm.
Der Hase kam entgegen und sagte: "Mikko, Mikko, wohin wirst du gebracht?"
- "Gott weiß, lieber Jussi, wohin der Mikko gebracht wird,
wird ihm der Hals abbrechen oder werden ihm die Zähne herausgeschlagen."
Und Jussi fing an zu lachen, als Mikko am Pferdeschwanz hing, und er lachte
so sehr, daß ihm die Lippe aufriß.
Quelle: Köyliö. Juho Sjöres 101. 1880.
Wilhelm Iisakinpoika, Amtmann. SK I 25.
AT 9 + 39 + 1052 + 5 + 1 + 2 + 57 + 47.
aus: Lauri Simonsuuri, Pirkko-Liisa Rausmaa, Finnische Volkserzählungen,
Berlin 1968