Die Tiere auf der Flucht vor dem Weltuntergang
Das Huhn fand einst ein Gerstenkorn und bereitete daraus das Essen für den Hahn. Dieser aß es so gierig, daß er sich den Magen verdarb. Da ging das Huhn hin und wusch am Brunnen, denn der Mann hatte sich die Hosen beschmutzt. Da fiel ein Blatt in den Brunnen, so ein Birkenblatt. Das Huhn lief zum Hahn und sagte: "Jetzt fiel so ein Rundes, Rundliches in den Brunnen, und das bedeutet den Weltuntergang!"
So hüpften sie beide in den Wald. Kam der Hase, ihm riefen sie zu: "Lauf schnell weg, der Weltuntergang kommt!" Kam der Wolf, ihm riefen sie zu: "Lauf schnell weg, der Weltuntergang kommt!" Kam der Fuchs, ihm riefen sie zu: "Lauf schnell weg, der Weltuntergang kommt!" Kam der Bär, auch ihm riefen sie zu: "Lauf schnell weg, der Weltuntergang kommt!"
So liefen sie alle miteinander in den Wald und warteten dort lange auf den Weltuntergang, so daß ihnen der Hunger ankam.
Schon fingen sie an zu überlegen: "Wer hat wohl diese Sache zuerst erdacht?" Der Hahn sagte: "Das Huhn." Da fraßen sie alle miteinander das arme Huhn auf. Wieder kam der Hunger, sie fingen an zu überlegen: "Wer hat wohl diese Sache zuerst erdacht?" Der Hase sagte: "Der Hahn." Da fraßen sie alle miteinander den armen Hahn auf. Wieder kam der Hunger, sie fingen an zu überlegen: "Wer hat wohl diese Sache zuerst erdacht?" Der Fuchs sagte: "Der Hase." So wurde der arme Hase zum Fraß. Wieder kam der Hunger, sie fingen an zu überlegen: "Wer hat wohl diese Sache zuerst erdacht?" Der Fuchs sagte: "Der Wolf." Nun wurde der gefressen.
Der Bär sagte zum Fuchs: "Jetzt fresse ich dich, weil nichts
anderes zum Fressen da ist." Der Fuchs versteckte sich unter einem
Stubben. Der Bär versuchte, ihn von dort hervorzuziehen und biß
den Fuchs ins Bein, er fing daran an zu zerren, um es zu fressen. Der
Fuchs fing an zu lügen: "Ja, ja, jetzt zieht er an einer Wurzel!"
Als der Bär nun in eine Wurzel biß, fing der Fuchs zu jammern
an: "Au, au! Wie das weh tut!" So zerrte der Bär weiter
an der Wurzel, weil er sie für das Bein des Fuchses hielt, und er
zog so lange an der Wurzel, daß der Stubben umfiel und der Fuchs
darunter entwischte - so ging er leer aus.
Quelle: Hyrynsalmi.
Kaarle Krohn 0237. 1882. Agatha Juntunen, 59 J. SK. I 13.
AT 20 C + 5.
aus: Lauri Simonsuuri, Pirkko-Liisa Rausmaa, Finnische Volkserzählungen,
Berlin 1968