Die Wunderpfeife. (Ebendaher.)
Es war einmal ein Priester, der hatte einen Sohn, der so gut war, dass alle Menschen ihn lieb hatten. Sein Geschäft war hinauszuziehen und die Ziegen zu weiden. Eines Tages traf er an seinem Weideplatze den Panos, und der gab ihm ein Zicklein, wie man kein zweites in der Welt findet: sein Fell war golden, seine Ohren silbern und seine Hufe von Málama. Kaum hatte der Jüngling das Zicklein erhalten, so opferte er es Gott, indem er's verbrannte. Da erschien vor ihm ein Engel, von Gott gesandt, und fragte ihn, welche Belohnung er für seine Handlung begehre. Der Jüngling antwortete, er wünsche sich nichts andres als eine Hirtenpfeife von der Beschaffenheit, dass, wenn er auf ihr spiele, alle die ihn hörten zu tanzen anfingen. Alsbald war eine solche Flöte da. Der Jüngling nahm sie, und was ihm nunmehr auch widerfahren mochte, mit seiner Flöte rettete er sich. Da kam der Befehl vom König, ihn zu ergreifen. Allein es war niemandem möglich, ihn festzunehmen. Endlich, um sich an dem Könige zu rächen, liess er sich freiwillig fangen. Als sie ihn aber nun ins Gefängniss geworfen hatten, da fing er an auf seiner Flöte zu blasen, und da tanzten nicht nur Thiere und Menschen, sondern auch Häuser und Felsen, und die Häuser und Felsen stürzten auf die Menschen und erdrückten sie alle sammt dem Könige; nur der Jüngling selbst und seine Familie blieben am Leben. Die ganze Sache aber war von Panos angestiftet, um die Welt etwas zu säubern von schlechten Menschen.
Quelle: Bernhard Schmidt, Griechische Märchen, Sagen und Volkslieder. Leipzig 1877. S. 115 - 116.
(Nachdruck: Hildesheim, New York, 1978)