DIE MUTTER DES HL. PETRUS
(La mare de San Pero.)
St. Petrus hatte eine böse geizige Mutter, welche keinem Menschen etwas gab oder vergönnte und auch nie Jemanden das geringste Gute erwies. Nur einmal als sie gerade Salat wusch und ihr das Wasser ein Blatt wegtrug, liess sie es rinnen und sagte: "Rinnt in Gottesnamen zu!" Das war aber auch das erste und das letzte Mal, dass sie sich etwas entgehen liess.
Als sie starb, ward ihr der Eintritt in das Himmelreich versagt. St. Petrus bat Gott inständigst, er möge sie doch in die ewigen Freuden aufnehmen; doch unser Herrgott antwortete ihm: "Wenn deine Mutter in den Himmel kommen soll, so kommen alle hin; es geht nicht an." Aber St. Petrus liess nicht nach zu bitten, so dass unser Herrgott endlich sagte: "Deine Mutter hat in ihrem ganzen Leben nur etwas nicht für sich behalten, das ist ein Blatt Salat welches ihr das Wasser fort trug. Wenn du nun im Stande bist, ihre Seele an diesem Blatte in den Himmel zu ziehen, so soll sie oben sein und bleiben."
Da befahl St. Petrus der Seele seiner Mutter, sich an das Blatt zu hängen. Sie that es, er zog und zog und es schien möglich zu werden. Zugleich aber hängten sich mehrere andere Seelen daran, welche auch in den Himmel gezogen werden wollten. Als die Seele der Mutter des hl. Petrus dies merkte, kam ihr der alte Neid wieder und sie wollte die andern Seelen abschütteln. Während sie aber schüttelte, riss das Blatt entzwei; sie fiel zurück und blieb nun auf immer vom Himmel ausgeschlossen.-
Quelle: Märchen und Sagen aus Wälschtirol,
Ein Beitrag zur deutschen Sagenkunde, gesammelt von Christian Schneller,
Innsbruck 1867, Nr. 4, Seite 7
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