DER SÜSSE BREI

Es war einmal ein armes, frommes Mädchen, das hat mit seiner Mutter allein gelebt, und sie haben nichts mehr zu essen gehabt. Da ist das Kind in den Wald hinausgegangen, und dort ist ihm eine alte Frau begegnet. Die hat den Jammer des Kindes schon gewußt und hat ihm ein Töpferl geschenkt, zu dem sollt es sagen: "Töpferl, koch!" Dann kocht's guten, süßen Grießkoch, und wenn es sagt: "Töpfen, steh!", dann hört's wieder auf zu kochen.

Das Mädchen hat den Topf seiner Mutter heimgebracht; jetzt waren sie nicht mehr arm und haben nimmer Hunger gehabt und süßes Grießkoch gegessen, so oft sie wollten.

Einmal aber ist das Mädchen fortgegangen, da hat die Mutter gesagt: "Töpfen, koch!" Da kocht es, und sie ißt sich satt. Nun will sie, daß das Töpferl wieder aufhören soll, aber sie weiß das Wort nicht. Also kocht es fort, und das Grießkoch steigt über den Rand hinaus und kocht immerzu, die Küche voll und das ganze Haus voll und das zweite Haus voll und die ganze Straße voll, als wollt's die ganze Welt satt machen, und ist die größte Not, und kein Mensch weiß sich da zu helfen.

Der süße Brei© Maria Rehm

Der süße Brei
© Künstlerin Maria Rehm
© Viktoria Egg-Rehm, Anita Mair-Rehm,
für SAGEN.at freundlicherweise exklusiv zur Verfügung gestellt.

Endlich, als nur noch ein einziges Haus übrig war, da ist das Kind nach Haus gekommen und spricht nur: "Töpferl, steh!" Da steht es still und hört auf zu kochen.

Aber wer wieder in die Stadt hat hineinwollen, der hat sich durchessen müssen.


Quelle: Die schönsten Märchen aus Österreich, o. A., o. J.,