's Martinilobn *

Dort läuft ein Hahn,
und die Geschichte fängt an.

Da is amal da Kada Braunz ins Martinilobn gonga. Da denkt a
si, wi'ra a Wäu geht: Schau, wann da nur wer begegna dad, daß
da de Zeit nöt so lang war.

Da kimmt eahm auf oanmal a Hund unta. "Kada Braunz", sagt
a, "wo gehst denn du hin?"

"Ins Martinilobn."

"Löß mi a mitgehn!" -

"Kannst schon."

No, iatzt san halt di zwoa mitananda fortgonga und ham se oa Socha um d' onare dazöhlt.

"Du, dort schau hin", sagt da Hund, "dort geht ja gor d' Muada Gans."

Richti! Se gengan net lang, so kimmt s' zu eana. "Wo geht's denn ös zwoa hin? "

"No, ins Martinilobn!"

"Loßt's mi a mitgehn."

"No, kannst schon."

Wia s' no a Weil gengan, kemman no da Ochs, da Hahn und d' Sau zu eahna. Da kemmans iatzt in an großn Wald, owa sö gengan not lang, so sagt da Kada Braunz: "Hört's, i kenn mi iatzt nimma aus. Mir ham uns vagonga. Kehr ma liaba um."

Es warn a alli glei dabeigwest, aba wia s' umkehrn wolln, findn s' den Weg nimma, auf den s' herkemma san. Wäu s' scho alli ganz miad warn, so ham s' nix Gscheidas macha könna, als daß so si alli auf d' Erdn glegt ham. Da siecht auf oanmal da Ochs, wäu a da Greßti woar, ganz weit wo a Liachtl.

"Dös wern ma glei segn", sagt da Kada Braunz. "Wäu i so guat kraxeln kann, so kräu i auf an hochn Bam aufi, daß i woaß, wo dös Liacht is."

Dös hot a a dan, und wiara awikemma is, san s' alli sexi drauf zuagonga. Das Liacht is allawäu greßa worn, und wia s' scho dabei warn, segn s' a Haus, was ganz beleucht woar. D' Fensta woarn alli offa. Da schleicht si da Hahn hin und schaut eini, und wiara wieda zruckkemma is, hat a gsagt, daß a Diab gsegn hat, dö an ganzen Haufa Geld zöhlt ham.

"Wart's", sagt da Ochs, "de wern ma schön dawischn. I spring z'erst bein Fensta eini. Da wern s' alli dakemma und davorenna und uns s' Geld daloßn; und wann s' draustn san, springt's ös erst nach."

Richti. Da Ochs geht zun Fensta hin und patscht oisa Ganza eini. Da laßn dö Diab allas liegn und steh und fohrn aus.

Dö Viecha ham si iatzt üba 's Geld hergmacht und ham si's täut, und nacha san s' schlofa gonga. Wäu sö si's owa denkt ham, daß die Diab bei da Nacht um eahna Geld kemma wern, so sagt da Hund: "I leg mi zu da Tür." Da Kada Braunz sagt, er legt si auf'n Herd zu da Gluat. Der Ochs hat si auf'n Misthaufa, dö Gans auf'n Disch und d' Sau in Hof g'legt, und da Hahn hat si aufs Dach gsetzt.

Wia bei da Nacht dö Diab ins Haus ham woin, hat s' zerst da Hund bei der Tür bissen. Jetzt ham s' wolln bei da Gluat a Liacht macha' da hat s' aba da Kada Braunz ins Gsicht krallt. Jetzt ham s' wolln 's Geld von Disch nemma, da hat's aba dö Gans recht in d' Finga zwickt. Wäu sö si bei da Tür nimma außitraut ham, so ham s' wolln durch'n Hof fortrenna. Da hat's awa d' Sau niedagschmissn, und da Ochs hat s' mit seine langan Heandl aufgabelt. Da Hahn hat von Dach owagschrian: "Warum nehmt's enk denn 's Geld nöt mit?"

So san dö Diab ganz bluti fortkemma und ham 's Geld erst nöt ghabt. Dös ham d' Viecha in andan Tag mit eahna gnumma und ham recht guat glebt davo.

Dort läuft eine Maus,
und die Geschichte ist aus.

Anmerkung: * So nennt man die Feier des Martinsabends in Obersulz (Niederösterreich). Häufig erzählt man dabei den Kindern, wie die Haustiere ins Martinilobn gegangen sind.
Quelle: Theodor Vernaleken, Kinder- und Haus- Märchen aus Österreich, Wien 1863