Der Grindkopf
Es war einmal ein recht armes Bäuerlein, das oft nicht wußte,
wie es sich und seinem Weib den Hunger stillen sollte. Da ging es nun
einmal in den Wald hinaus und klaubte Holz. Da stapfte ein großer
fremder Mann daher, der hatte einen grünen Hut und eine lange Hahnenfeder
darauf, und sein Gesicht schaute recht wild aus. "Du", sagte
er zum Bäuerlein, "ich weiß, daß du dich sehr hart
durchschlagen mußt, und ich habe Mitleid mit dir. Wärst du
nicht froh, wenn dir jemand helfen würde?"
"Ja, freilich wäre ich froh", antwortete das Bäuerlein,
"aber wer wird mir auch helfen können?"
"Oh, das kann ich ganz leicht", versetzte der Fremde, "ich
habe mir vorgenommen, dir zu helfen, und weil es mich nicht viel kostet,
verlange ich auch nicht viel dafür. Schau, gib mir das, was du in
deinem Haus nicht weißt, und dein Glück ist gemacht. Ist es
dir so recht, dann schlag ein."
Da dachte das Bäuerlein: Es kann gewiß nichts Kostbares sein,
wenn ich es in meinem Haus nicht einmal weiß, und topp, schlug er
ein.
"Heute nach vierzehn Jahren", fuhr der Fremde fort, "mußt
du mir das Versprochene auf diese Stelle bringen. Jetzt geh nur nach Hause
und sei lustig; im Keller wirst du alles finden, was du nur wünschst."
Und mit diesen Worten war der unheimliche Mann verschwunden.
Der Bauer kümmerte sich jetzt nicht weiter um das Holz und eilte
mit freudestrahlendem Gesicht heim, um seinem Weib das große Glück,
das ihnen zuteil geworden war, zu verkünden. "Grete", rief
er schon unter der Tür, "Grete, geh nur gleich in den Keller
und bring uns zu essen und zu trinken, was einem schmeckt, wenn man durch
lange Zeit Hunger und Durst gehabt hat."
Das Weib stutzte und meinte, Hans sei närrisch geworden, ging aber
doch aus Neugierde in den Keller hinab. Und siehe, alles war im Überfluß
vorhanden, wie man es sonst nur bei steinreichen Leuten findet. Ganze
Kisten voll Geld standen herum, und der Duft der herrlichsten Speisen
stieg ihr in die Nase.
Neben den vollen Schüsseln sah sie große Flaschen voll funkelnden
Weines, und in großen Truhen waren die schönsten Kleider aufgehäuft.
Grete sah nun wohl, daß ihr Mann vernünftig und wahr geredet
hatte.
Sie nahm ein paar Schüsseln und etliche Flaschen mit sich und ging
damit hinauf zu ihrem Mann. Dann setzten sich beide zu Tisch und aßen
und tranken und ließen es sich wohl sein.
Als der ärgste Hunger gestillt war, fingen sie wieder an zu plaudern,
und Grete sagte: "Aber, lieber Mann, wie ist denn das zugegangen,
daß auf einmal der Keller voller Zeug und Sachen ist? Da muß
doch etwas anderes dahinter sein?"
"Gelt", antwortete Hans, "jetzt sind wir reiche und vornehme
Leute, brauchen uns nicht mehr zu schinden und zu plagen, und die Vögel
fliegen uns gebraten ins Maul. Und sieh, wie wohlfeil wir zu all dem Glück
gelangt sind: Wir haben keine andere Verpflichtung als das, was ich nicht
weiß, in vierzehn Jahren herzugeben." Und dann erzählte
er ihr den ganzen Hergang im Wald mit jenem fremden Mann.
Als das Weib das hörte, wurde es ganz traurig und sagte: "Oh,
wie unbesonnen hast du gehandelt! Was für ein Unheil hast du über
uns gebracht. Das Kind, das wir bekommen werden, hast du verkauft."
Da wurde auch der Mann traurig und niedergeschlagen, und von der Stunde
an sah man keines von beiden jemals wieder fröhlich.
Als das Kind auf die Welt kam, war es ein wunderschönes Knäblein,
aber auf der Stirne hatte es schon ein Zeichen. Die Mutter konnte es nie
anders als unter Tränen ansehen, und wenn der Vater den schönen
Knaben erblickte und an sein künftiges Schicksal dachte, so mußte
er allemal weinen.
Als der Knabe etwas älter war und reden konnte, fragte er die Mutter
oft, warum sie so traurig sei. Sie sagte ihm aber nie den Grund, sondern
erwiderte ihm immer nur: "Du wirst es zeitig genug erfahren."
Die unglücklichen Leute genossen wenig von ihrem Reichtum und dachten
nimmer an Geld und Gut, sondern nur an die vierzehn Jahre. Statt des Geldes
zählten sie Jahre und Stunden, und ehe sie sich versahen, war das
vierzehnte Jahr vorüber. Da nahm nun die Mutter laut weinend Abschied
von ihrem Kind, segnete es, und der Vater machte sich trauernd mit dem
Knaben auf den Weg in den Wald.
Als sie sich an der Stelle befanden, wo der Tausch geschehen war, stapfte
schon der Mann daher mit dem grünen Hut und der langen Hahnensichel
drauf. "Sehen wir uns wieder!" rief er schon von weitem. "Nun,
das ist recht, daß du dein Versprechen hältst. Wärst du
nicht gekommen, hätte ich zwar auch nichts machen können, aber
so ist es besser. Der Kleine soll es gut haben bei mir; zu arbeiten gibt
es wenig, und zu essen und zu trinken bekommt er vollauf."
Mit diesen Worten nahm er den Knaben zu sich und führte ihn fort.
Der Vater sah ihnen betrübt nach und ging dann betrübt und traurig
nach Hause.
Der Fremde war ein Schwarzkünstler und führte den Knaben auf
einem fast unentdeckbaren Pfad durch den grünen Wald, bis sie nach
langer Zeit zu einem Schloß kamen, in dem der Zauberer wohnte. Vor
dem Schloß waren eine Lache und ein Stall, und in dem Stall waren
eine Löwin und ein Schimmel. Der Schwarzkünstler wandte sich
zum Knaben und sagte: "Du darfst in meinem Schloß alles gebrauchen,
was du willst, darfst essen und trinken, was du willstt, darfst Kleider
anlegen, die du willst, nur darfst du mir ja nicht in die Lache tauchen
und mußt mir die Löwin und den Schimmel pflegen. Der Löwin
gibst du das, was du selbst ißt, dem Schimmel aber nichts anderes
als trockenes Heu. Ich werde nun auf eine Zeitlang fortreisen, und wenn
du dich brav hältst und tust, wie ich gesagt habe, so wird es dir
gutgehen, sonst ist es um dich geschehen."
Der Zauberer ging fort, und der Knabe tat alles, wie es ihm befohlen war:
der Löwin gab er, was er aß, dem Schimmel trockenes Heu, und
er ging nie zu nahe an die Lache. Als der Mann wieder zurückkam und
sah, wie die Löwin fett und der Schimmel mager geworden war, da lobte
er den Knaben und sagte, er solle nur so fortfahren, und dann ging er
wieder fort. Wie nun der Bursche wieder einmal in den Stall ging, fing
der Schimmel an zu reden und sagte: "Warum gibst du denn mir schlechtes
Futter und der Löwin das, was du ißt? Versuch es einmal und
gib mir das, was du der Löwin gibst, und der Löwin trockenes
Heu, daß sie mager wird und ich fett. Fürchte deinen Herrn
nicht, tu, was ich dir sage, tunke deine Finger in die Lache vor dem Stall
und sei unbesorgt."
Dem Knaben kam es seltsam vor, daß das Roß auf einmal reden
konnte. Ja, versuchen kann ich es wohl einmal, dachte er. Es wird etwa
doch nicht gar so gefehlt sein. Er gab nun dem Schimmel das, was er selbst
aß, und bald war dieser fett; die Löwin hingegen war bald ganz
abgemagert, weil sie nichts als trockenes Heu bekam. Einmal ging er auch
zur Lache, tauchte den Finger ein, und wie er das getan hatte, siehe,
da zog er ihn ganz golden heraus. Er mochte reiben und schaben, wie er
wollte, das Gold blieb haften. Da war er nun voll Angst und Sorge und
band sich das Fingerlein ein, als hätte er sich beschädigt.
Nicht lange darauf kam der Zauberer, und ab er die magere Löwin und
den fetten Schimmel und das eingebundene Fingerchen sah, da wußte
er gleich alles, was geschehen war, und fuhr den Knaben zornig an: "Warum
hast du mir nicht gefolgt? Hättest du das vorige Mal deine Pflicht
nicht fleißig erfüllt, so würdest du jetzt nicht mehr
lange leben. Dieses Mal will ich noch nachsichtig sein, doch wenn du in
Zukunft dich nicht ordentlich hältst, so bist du des Todes."
Bald ging der Zauberer wieder fort, und der Knabe tat ganz nach dessen
Vorschrift, so daß die Löwin fett und der Schimmel mager wurde.
Da hob der Schimmel wieder einmal zu reden an und sprach: "Gib mir
wieder das, was du ißt, und der Löwin trockenes Heu, und tauche
deinen Kopf in die Lache! Fürchte den Zauberer nicht! Wenn er zurückkommt,
so nimm den Sack hinter dem Tennentor und setz dich auf mich, ich werde
dich forttragen. Der Mann wird uns wütend nacheilen, aber wenn du
meinst, er faßt dich, so schlage den Sack über die Schultern
zurück, und er kann dir nicht mehr schaden."
Der Knabe traute den Worten des Schimmels und gehorchte ihm. Er gab der
Löwin trockenes Heu und dem Schimmel, was er selbst aß, und
tauchte den Kopf in die Lache. Und als er den Kopf aus der Lache zog,
siehe, da rollten Locken über sein Haupt herab, die waren von hellem
Gold! Während er aber erfreut um sich blickte, sah er den Zauberer
von weitem daherkommen mit lautem Schelten und Toben. Er gedachte der
Worte des Schimmels, lief sogleich hinter das Tennentor und holte den
Sack. Dann sprang er in den Stall und schwang sich auf den Schimmel. Dieser
flog eiligst zur Stalltür hinaus, und im vollen Galopp ging's dann
über Stock und Stein durch des Waldes Dickicht. Der wilde Mann war
bald hinterher und wollte den Reiter ergreifen, aber da schlug dieser
gleich den Sack über die Schultern, und der Zauberer mußte
zurückfliehen.
Das Roß und sein Reiter legten in kurzer Zeit einen langen Weg zurück
und kamen in einen Wald, wo sie einen Stall antrafen. Da sagte der Schimmel:
"Ich werde hier in diesem Stall bleiben; du gehst den Berg da hinauf
und wirst zu einem Königsschloß kommen. Dort versuche als Küchenjunge
aufgenommen zu werden; man wird dich gewiß nicht abweisen. Aber
laß ja deine goldenen Locken nicht sehen, bevor ich es dir erlaube.
Wenn dir aber etwas zustößt, wo guter Rat teuer ist, so komm
nur zu mir herab, ich werde dir schon helfen."
Da ging der Knabe den Berg hinauf und kam zu dem Schloß und wurde
als Küchenjunge angestellt. Es ging ihm droben ganz gut, und man
hatte ihn gern, weil er so schön war. Die goldenen Locken ließ
er aber nie sichtbar werden und verbarg sie mit der größten
Sorgfalt. Auf dem Schloß wohnte ein König, der hatte wunderschöne
Töchter. Da geschah es einmal, daß die älteste Hochzeit
hielt, und man fragte den Küchenjungen, der nun ein hübscher
Jüngling geworden war, ob er sich das Kochen des Hochzeitsessens
zutraue. Er sagte, versuchen wolle er es schon einmal, ging dann zum Schimmel
hinab und fragte, wie er es anstellen sollte. Der Schimmel zeigte ihm
ein Pulver und sagte: "Nimm dies und schütte es eine Stunde
vor der Mahlzeit in heißes Wasser, dann werden zeitgerecht nacheinander
die besten Speisen erscheinen."
Der Junge nahm das Pulver mit sich in das Schloß und traf weiter
gar keine Vorbereitungen zum Mahl. Alle lachten oder ärgerten sich
über seine Fahrlässigkeit, und jedermann meinte: "Das wird
etwas Sauberes werden von einem Hochzeitsschmaus."
Aber er ließ sie sagen, was sie wollten, und kümmerte sich
um niemand. Eine Stunde bevor das Mahl beginnen sollte machte er Wasser
heiß und schüttete sein Pulver hinein. Wie nun die Essenszeit
kam, siehe, da stiegen nacheinander die herrlichsten Speisen aus dem Wasser
hervor, und alle, die sie kosteten, sagten, sie hätten ihr Lebtag
nichts Besseres in den Mund gebracht.
Der König war über die Maßen zufrieden und befahl, die
letzten drei Speisen solle der Koch selbst auftragen. Allein dieser wollte
nicht folgen, bis er endlich, weil man durchaus nicht nachgab, die letzte
Speise selbst auf den Tisch brachte. Er nahm jedoch selbst im Speisesaal
die Mütze nicht vom Kopf. Da wurde er aufgefordert, wenigstens aus
Ehrfurcht vor dem König sein Haupt zu entblößen, wenn
er es schon der übrigen Gäste wegen nicht tun wollte. Er weigerte
sich aber durchaus, und da man drohte, ihm mit Gewalt die Kappe herabzureißen,
sagte er: "Wenn ich euch sage, wie mein Kopf aussieht, so werdet
ihr froh sein, daß er bedeckt ist, denn ich bin grindig."
Auf dieses Wort stoben die Gäste auseinander, als ob ein Sturm dreingefahren
wäre. Der Küchenjunge wurde augenblicklich verjagt und ging
wieder hinab zu seinem Schimmel. Diesem erzählte er alles und fragte
ihn, was jetzt zu machen sei. Der Schimmel sagte: "Geh nur wieder
in das Schloß hinauf und schau, daß man dich als Gärtner
anstellt."
Zugleich wies er ihm einen Samen an, den er ausstreuen solle; daraus würden
dann die schönsten Blumen hervorsprießen, sobald er deren bedürfe.
Der Jüngling gehorchte, ging auf das Schloß und wurde als Untergärtner
angestellt, da man gerade einen brauchte. Er säte den Samen aus und
tat redlich seine Pflicht; aber jedermann scheute den vermeintlichen Grindkopf
und wich ihm aus.
Als er einmal Bäume putzte, da geschah es, daß ihm ein Ast
die Mütze etwas in die Höhe streifte und dadurch die goldenen
Locken sichtbar machte. Dabei hatte ihn die jüngste Königstochter
beobachtet, und weil er auch sonst ein hübscher Bursche war, gewann
sie ihn sogleich lieb. Auch er schaute nicht ungern auf die Prinzessin
und hatte immer seine herzliche Freude, wenn sie durch den Garten ging
und Pflanzen und Bäume anschaute. So ging es lange Zeit fort.
Da hielt einmal die zweite Tochter Hochzeit, und jeder Gärtner mußte
einen Blumenstrauß bringen. Auf das Verlangen des Untergärtners
schossen aus dem Beet, in das er den wunderbaren Samen gesät hatte,
sogleich die herrlichsten Blumen empor, die er zu einem wunderschönen
Strauß band. Sein Strauß war weit schöner als alle übrigen,
aber dessenungeachtet wollte ihm die Blumen niemand abnehmen, bis auf
die jüngste Prinzessin, welche sogleich danach griff. Sie bog die
Blumen etwas auseinander - da sah sie drinnen helles Gold blinken, und
wie sie ein wenig schüttelte, rollten eine Menge Goldstücke
auf den Boden. Da erstaunten alle im ganzen Saal, und jeder hätte
gern den kostbaren Strauß gehabt. Der Untergärtner blieb aber
dennoch verachtet und hieß nur der Grindkopf.
Die Königstochter und der Untergärtner versuchten von jetzt
an oft beisammenzusein und hatten sich von Tag zu Tag lieber. Dem König
blieb alles verborgen, bis endlich die Prinzessin sich den Mut nahm, dem
Vater zu eröffnen, daß sie den Untergärtner gern habe
und zum Gemahl möchte; von seinen vergoldeten Locken aber sagte sie
nichts, weil es ihr verboten war. Da war der König sehr zornig, daß
seine Tochter einen Grindkopf gern habe, und schalt und schmähte
sie. Weil aber die Tochter auf ihrer Liebe bestand und ihn bat, er möchte
ihr den Gärtner zum Gemahl geben, da sprach er: "Nun, so tue,
wie du willst, du eigensinniges Ding, und nimm ihn zum Mann. Jedoch wird
keine Hochzeit gefeiert werden, und ihr müßt, wenn ihr euch
geheiratet habt, im Hennenhaus wohnen."
Die Tochter ging mit diesem Bescheid zum Untergärtner. Sie heirateten
einander, bezogen das Hennenhaus und hatten sich lieb. So lebten sie lange
Zeit recht vergnügt und glücklich, und die Tage vergingen ihnen
wie Sekunden.
Da geschah es einmal, daß der König einen Krieg führen
mußte. Alle seine Kriegsmannen rückten ins Feld, nur den Untergärtner
wollte man nicht mitziehen lassen. Da ging dieser zum Schimmel hinab und
fragte, was er tun solle. Der Schimmel gab ihm eine Rüstung und ein
Schwert und sagte: "Zieh nur ins Feld! Man wird dich in dieser Rüstung
gewiß nicht erkennen. Das Schwert ist gut, und auf jeden Streich,
den du damit tust, wird ein Mann fallen. Wenn der Krieg aus ist, dann
bring mir alles wieder zurück!"
Der Gärtner war darüber voll Freude, nahm noch von seiner Gemahlin
Abschied und rückte dann in den Krieg. Niemand vermutete unter dem
schönsten aller Ritter den Grindkopf. Wie es nun zum Kampf kam, tat
dieser Wunder der Tapferkeit, und der Sieg war beinahe ihm allein zu verdanken.
Das sahen zwei Ritter mit neidischen Augen und wollten selbst als Urheber
des Sieges gelten. Sie wollten ihn töten und schossen nach ihm, trafen
ihn jedoch nur an einem Fuß. Die Diener des Königs eilten sogleich
herbei und verbanden die Wunde mit Binden, die mit dem Namen des Königs
bezeichnet waren. Die Wunde gab dem schönen Ritter nicht viel zu
schaffen, und er eilte schnell zum Schimmel und stellte ihm Rüstung
und Schwert zurück. Der Schimmel sagte ihm, jetzt dürfe er gelegentlich
die goldenen Locken sehen lassen.
Der Untergärtner kehrte nun in das Schloß zurück und ging
in das Hennenhaus.
Der König ließ eifrigst nach dem Ritter fragen, dem seine Diener
die Wunde verbunden hatten. Da trat der Grindkopf vor ihn und sagte: "Der
Ritter, den du verlangst, bin ich gewesen."
Der König wollte dies nicht glauben, bis ihm der Grindkopf die Binde
zeigte, worauf sein Name gezeichnet war, und zugleich die Mütze vom
Haupt zog, so daß die reichen goldenen Locken sichtbar wurden.
Obwohl ihn der König anfangs schalt, daß er sich ihm nicht
früher anvertraut hatte, war er doch über die Maßen erfreut,
daß der tapfere Ritter mit den schönen goldenen Locken sein
Schwiegersohn war, und veranstaltete eine gar prächtige Hochzeit.
Und wie die Gäste beisammensaßen und guter Dinge waren, da
trat die Mutter des Grindkopfs, schön gekleidet, in den Saal. Sie
war vom Schwarzkünstler, der sie noch vor ihrem Knaben in den Wald
gebracht hatte, in den Schimmel verwandelt worden und war nun durch ihr
Kind erlöst. Mutter und Sohn, König und Prinzessin lebten nun
lange Zeit glücklich beisammen, und nach dem Tod des Königs
erhielt der Grindkopf die Krone und herrschte milde und gerecht, bis auch
er starb.
Dann hab' ich ein Eiszapf'n angezund'n,
Dann ist er abgloschen,
Dann bin ich auf und davon gloffen.
(mündlich aus dem Zillertal)
Quelle: Ignaz und Joseph Zingerle, Kinder- und Hausmärchen aus Süddeutschland, Regensburg 1854