Der schlafende Riese

Es schlief einmal ein Riese knietief und schnarchte, daß die Bäume weit und breit zitterten. Da fuhr ein Fuhrmann mit seinem Lastwagen, an dem acht Paar Rosse zogen, des Weges daher und dachte sich: Das ist heute doch ein Sturmwind, daß die Bäume so sausen.

Als er schon lange gefahren war, kam er zum Riesen, hielt ihn für einen Berg und fuhr darüber. Er fuhr wacker zu und glaubte immer noch, er befinde sich auf dem rechten Weg. So ging es lange fort, bis er zur Nase des großen Mannes kam. Da dachte sich der Fuhrmann: Hier sind jetzt zwei Hohlwege, und er wußte nicht, ob er in den linken oder in den rechten einfahren sollte. Endlich meinte er: Ich wage es einmal und schlage den Weg rechts ein, und er lenkte in das linke Nasenloch des Riesen. Wie er so hineinfuhr, kitzelte das Fuhrwerk den Riesen. Der wachte darob auf, mußte niesen und nieste so, daß das Fuhrwerk vier Meilen weit davonflog. Das ließ sich der Fuhrmann in Zukunft gesagt sein und war mehr auf der Hut.

Und was geschah weiter?


Muß ich dir etwas erzählen
Von Bohn' und Fisälen,
Von rotzigen Buben,
Von Kraut und von Ruben?

(mündlich aus Absam)

Quelle: Ignaz und Joseph Zingerle, Kinder- und Hausmärchen aus Süddeutschland, Regensburg 1854