Kosmogonie der Algonkins
Als der Meister des Lebens durch die Kraft seines Willens die Erde geschaffen und sie mit lieblichen Gewächsen allerlei Art bepflanzt hatte, setzte er auch ein Paar von jedem Tier darauf, die sich ungeheuer schnell vermehrten. Ja sie vermehrten sich in kurzer Zeit so sehr, daß sich zuletzt beinahe keins mehr satt essen konnte; Bäume und Pflanzen waren bereits kahl, und die größten Flüsse so weit ausgetrunken, daß ein Rabe durchwaten konnte, ohne seine Flügel zu benässen.
Da sah denn der Große Geist ein, daß es anders werden müsse, und verwandelte kraft seiner Schwarzkunst mehrere große Säugetiere in Menschen, die, sobald sie sich auf ihren zwei Beinen sicher fühlten, gleich auf alle anderen lebenden Geschöpfe Jagd machten.
Von diesem Umstand kommt auch der Glaube der Algonkins, daß jedes
getötete Wild, ob Vogel oder Insekt, kurz nach seinem Tod als Mensch
erwacht.
Quelle: Karl Knortz,
Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas, Jena 1871, Nr 19