Ein Drachenmärchen
Nicht immer stand auf diesem mächtigen Felsen eine wehrhafte Burg. Vor vielen hundert Jahren......das ist lange her......aber gleichzeitig ist es auch noch gegenwärtig, aber ein wenig abseits unserer Wirklichkeit......Nur, wer Augen hat, zu sehen, kann davon einen Schimmer erhaschen..
Zum Beispiel wohnte hier in diesem Felsen ein mächtiger Drache. Er war riesengross und furchtbar stark. Leider handeln alle Drachengeschichten, welche die Menschen einander erzählen, von bösen Drachen. Diesen Geschichten solltet ihr nicht glauben. Es sind Lügen. Die Menschen können es nämlich nicht ertragen, dass es Wesen gibt, die ihnen überlegen sind, deshalb verleumdeten sie die Drachen und erklärten sie zu gefährlichen Ungeheuern. In Wahrheit war aber alles ganz anders. Die Drachen gaben dem Land ihre Kraft, solange die Menschen sie achteten und ehrten. Später, als die Menschen verlernt hatten, wie man mit Drachen umgehen muss, zogen sie sich zurück aus dieser Welt. Sie sind noch hier, aber wir können sie nicht mehr sehen. Genauso verhält es sich mit den Zwergen, den besten Freunden der Drachen. Wie, glaubt Ihr, hätte es ein solch grosses Tier zustandegebracht, sich seinen Rücken zu schrubben, seine Zähne sauber zu halten, oder sich an der zweiunddreissigsten Schuppe der hundertdreiundzwanzigsten Reihe links hinten zu kratzen, wenn es ihn juckte? Dazu brauchte man unbedingt die Zwerge. Auch die Höhle hielten sie sauber, dass es nur so blitzte. Nebenbei gingen sie noch ihren eigenen Geschäften nach, und das waren nicht wenige: die unterirdischen Schlote putzen, sodass der Erdrauch abziehen konnte und es keine Erdbeben gab, die Erzadern polieren, Edelsteine für die Krone der Feenkönigin aus dem Berg holen uswusf. Kein Wunder also, dass man so selten Zwerge sehen kann, zählen sie doch heute noch zu den vielbeschäftigtsten Wesen des Märchenreiches.
Der Drache in unserer Geschichte, die sich einst auf dieser Burg zugetragen
hat, hiess Boldo. Dieser Name war in Drachenkreisen sehr begehrt, wer
auf sich hielt, hiess so und sei es auch nur mit dem fünften Nachnamen.
Boldo hatte eine Lieblingsbeschäftigung, und die war, lange und ausgiebig
zu schlafen und zu träumen. Nun dürft ihr aber nicht glauben,
dass er faul war, nein, mit seinen Träumen nämlich, da hatte
es eine besondere Bewandtnis. Boldo träumte nämlich seine Welt
ins Leben. Er träumte die Berge, die Wiesen und Wälder, die
Flüsse, die Bäche, die Seen, den Himmel und die Wolken, den
Wind, den Regen, den Schnee........und auch die Tiere und Menschen. Jetzt
stellt Euch nur mal vor, Boldo hätte nicht geträumt! Nicht auszudenken,
wenn eines Morgens der Bauer Michel erwacht wäre und die Hälfte
seines Bettes oder ein Stück seiner selbst hätte gefehlt, nur,
weil Boldo vergessen hatte, es zu träumen. Daran seht Ihr, wie wichtig
Träume sind. Das haben wir von den Drachen gelernt, und wir können
es heute noch ganz gut.
Deshalb verziehen die Menschen es ihm, wenn er sich beim Erwachen so sehr
dehnte und streckte, dass der ganze Berg gewaltig dröhnte und bebte.
Die Menschen lächelten dann verstehend und sagten: " Unser Boldo
rappelt wieder. Sicher hat er gut geschlafen und ausgiebig geträumt,
wie beruhigend."
Bald wurde der Berg hier "Rappelboldos Stein" genannt, und so ähnlich heisst sie ja noch heute, wie ihr wisst.
Alles hatte also seine Ordnung hier im Land: die Bäume, die Pflanzen, die Tiere und Menschen lebten friedlich zusammen. Dafür sorgte schon der Drache, er nahm die Verantwortung für seine Träume sehr ernst, das dürft ihr mir glauben.
Das wäre auch noch lange so geblieben, wenn nicht......ja wenn nicht ein Ritter in einem fernen Land von diesem Berg und seinem mächtigen Drachen gehört hätte. Damals gab es nur mehr ganz wenige Drachen auf der Welt, weil die Menschen dazu übergegangen waren, ihre eigenen Träume zu träumen. Da waren die Drachen nicht mehr gebraucht und geliebt und geachtet, deshalb zogen sie sich in ihr Reich zurück, und bald darauf hatten die Menschen sie vergessen und zu Märchengestalten degradiert.
Nun stellt Euch mal vor, Du und Du und Du und ich und jeder träumt seine eigene Welt ins Leben! Was für ein Durcheinander! Jeder Mensch bestand natürlich darauf, dass nur sein Traum Wirklichkeit sei. Das führte dazu, dass die Menschen zu streiten begannen. Sie vernachlässigten alles Wichtige: ihre Gärten zu bebauen, ihre Tiere zu pflegen, ihre Lieder zu singen, mit ihren Kindern zu spielen und ihnen Geschichten zu erzählen. Statt dessen bauten sie Waffen und kämpften darum, wessen Traum wirklicher als die der anderen sei. So kam es, dass die Stärkeren unter ihnen bestimmten, was jetzt die wirkliche Wirklichkeit war. Aber wie sah die aus, oh Schreck! Es gab Krieg und Not, Arm und Reich, und viele Menschen hatten nicht einmal das Notwendigste zum Leben, obwohl sie hart arbeiten mussten, für die Reichen, versteht sich, für die "Oberträumer!" Das Schlimmste aber war, dass die Menschen vergassen, wie es einmal gewesen war. Sie erklärten, die Welt sei immer so gewesen, müsse so sein und werde auch immer so bleiben, die armen Tröpfe!
Aus diesen Ländern also kam ein Ritter hierher, genau hierher, auf
diesen Berg mit seinem Drachen. Er wollte mit eigenen Augen sehen, was
es damit auf sich hatte. Als er sah, wie glücklich die Menschen hier
lebten, beschloss er, hier zu bleiben. In einem solchen Land wollte er
leben, nein, nicht nur leben, er wollte hier eine mächtige Burg bauen
und oberster Träumer werden! Das musste der Gipfel des Glücks
sein! Da gab es nur ein Hindernis, und das war, Ihr habt es sicher schon
erraten, ja eben, Rappelboldo, der Drache. Er musste ein für alle
mal einsehen, wer hier jetzt das Sagen hatte. Aber, wie war das anzustellen?
Da kam ihm der Zufall zu Hilfe. Eines Tages, als unser Ritter, er hiess
übrigens Otto, umherstreifte, gelangte er an die Höhle des Drachen.
Dieser war mit seiner Lieblingstätigkeit, dem Schlafen beschäftigt
und träumte dem Müller Johann und seiner jungen Frau eben ein
kleines Töchterlein. Das war ein heikles und ernstes Geschäft,
und man durfte sich nicht den kleinsten Fehler leisten. Schliesslich musste
das kleine Menschein dann ja ein ganzes Leben mit diesem Fehler zurande
kommen.
Habe ich Euch übrigens schon von dem Traumstein des Drachen erzählt,
nein? Dann wird es aber höchste Zeit! Rappelboldo besass nämlich
einen Stein...die Zwerge, seine Freunde hatten ihn einst für ihn
aus dem Inneren des Berges geholt. Wenn er ihn beim Schlafen unter der
Zunge hielt, wurden seine Träume besonders lebhaft und angenehm.
Ausserdem war er dann unbesiegbar. Dieser Stein war ihm im Schlaf nun
aus dem Maul gefallen, was Wunder auch bei so einem riesigen Maul!
Otto hatte von diesem Stein gehört und wusste um seine Macht. In einem so kleinen Land bleiben Geheimnisse nicht lange geheim. Er sah seine Chance gekommen. Rasch nahm er den Stein an sich und sperrte den schlafenden Drachen in seiner Höhle ein, mit Tür und Tor, mit Schloss und Riegel, krachbumm!
Da lag er nun eingesperrt in seiner Höhle, der arme Boldo und mochte rappeln, so sehr er wollte. Es nützte ihm nichts, ohne den Stein reichte seine Kraft nicht aus, nicht zum Entkommen und nicht zum Träume ins Leben träumen.
Das übernahm jetzt Otto. Er nannte sich von da an Graf Otto von Rappottos - Stein und baute sich eine mächtige und grosse Burg. Er baute? Nun, ganz so war es nicht. Er liess die Menschen seines Landes für sich bauen. Die hatten jetzt keine Zeit mehr für ihre Gärten, für ihre Lieder, und ihre Kinder mussten arbeiten statt zu spielen. Und Otto träumte mit Hilfe des Drachensteines die Welt für seine Untertanen ins Leben. Diese Träume sahen aber anders aus als vormals die des Drachen. Nun gab es auch hier Arme und Reiche, viel Arbeit und wenig Brot, noch weniger Frohsinn und Glück. Auch die Mär vom Drachenstein war in andere Länder gedrungen. Manche Ritter wollten unserem Otto den Stein wegnehmen und fielen mit Kriegern und Waffengewalt in sein Land ein. Wie froh mussten die Bürger seines Landes nun sein, dass er eine solch mächtige Burg gebaut hatte und sie beschützte, na eben!
Die Zeit verging. Nach und nach vergassen die Menschen den Drachen und seine Traumwelt, und schliesslich meinten sie auch in diesem Land, die Welt sei eben so, sei immer schon so gewesen, werde immer so sein. Die letzte Drachenwelt war vom Erdboden verschwunden. Sogar die Zwerge mussten jetzt für Otto arbeiten. Sie mussten das Erz aus dem Boden holen und daraus stählerne Waffen schmieden, die Otto unbesiegbar machen sollten. Das war er dann auch. Niemals wurde diese Burg eingenommen, von niemandem. Trotzdem war Otto nicht ganz so glücklich, wie er es hätte sein können. Auch seine Frau und sein kleines Töchterchen, Anna mit Namen, waren seltsam unfroh. Warum nur? Woran lag es, dass die Welt ihnen allen so seltsam grau und farblos erschien? Da mochten die köstlichsten Speisen auf den Tisch kommen, die besten Musikanten zum Tanz aufspielen. Sogar dem Hofnarren mit seinen derben Spässen gelang es nicht, seinen Herrn wirklich zu erheitern.
Eines Tages wurde seine Tochter Anna ernsthaft krank. Sie wollte nicht mehr essen, lachte nicht mehr und wurde immer blasser. Die besten Ärzte wurden gerufen, aus allen Ecken von Ottos Reich. Da standen sie nun um Annas Bett, strichen ihre Bärte, gaben reichlich "hm,hm" und "so, so, ja, ja" von sich und andere weise Ratschläge. Einer meinte, Anna sei zu viel am offenen Fenster gestanden und habe zu viel von der gefährlichen Waldluft geatmet, mit ihren giftigen Ausdünstungen. Ein Anderer behauptete mit wichtiger Miene, das könne nur vom gefährlichen Baden kommen. Man müsse Anna vor jedem Tropfen Wassers bewahren, dann würde sie wieder gesund. Ein Dritter warnte eindringlich vor frischem Gemüse und Salat. Jeder von ihnen verschrieb Anna andere Topfen, Pülverchen und Tinkturen, nannte die Diagnose der Anderen einen ausgemachten Unsinn, und fast wären sie an Annas Krankenbett in eine handfeste Rauferei geraten, wenn nicht Graf Otto sie allesamt kurzerhand hinausgeworfen hätte. Keine der verschriebenen Medizinen half. Im Gegenteil, bald war Anna so müde und schwach, dass es schien, als müsste sie sterben. Da liess Graf Otto Boten ins Land senden, die verkündeten: "Wer meiner Tochter helfen kann und sei er noch so arm und gering, der bekommt mein halbes Reich und meine Tochter zur Frau." Niemand aber wusste zu helfen, zumal Graf Otto ein gestrenger Herr war und man seinen Zorn fürchtete, wenn man versagte.
Da gab es einen Ziegenhirten, Frodo mit Namen, der hütete die Ziegenherde des Grafen auf der Wiese unter der Burg. Eines Tages kam er dazu, als einer der Zwerge sich beim Aufheben eines Steines den langen Bart eingeklemmt hatte und nicht vorwärts noch rückwärts konnte. Er zog und zerrte, aber es half nichts, der Stolz eines anständigen Zwerges, der Bart, rückte nicht einen Zentimeter von der Stelle. Beherzt hob Frodo den schweren Stein ein wenig an, und der Zwerg war wieder frei. Voller Dankbarkeit verriet er dem armen Hirten das Geheimnis, wie Anna zu heilen sei: der Drachenstein. Nur er konnte in diesem schwierigen Fall helfen. Man musste ihn dem Drachen wieder unter die Zunge legen, und dieser musste Anna gesund träumen. Welch ein schwieriges Unternehmen! Und der Drache? War er denn nicht nur eine Märchengestalt, eine Sage aus längst verwehten Tagen? Niemand glaubte noch an ihn, auch nicht Frodo. Die Alten erzählten abends am Feuer von ihm, aber die Jungen lächelten über diese kindischen Geschichten. Trotzdem, der Zwerg hatte es gesagt, und Zwerge lügen nicht, das wusste Frodo. Bange machte er sich auf den Weg in die Burg. "Was willst du denn hier, du armseliger Wicht! Scher dich hinunter ins Dorf, wo du hingehörst!" herrschte der Torwächter den Jungen an. Der aber erwiderte beherzt: "Ich weiss das Heilmittel für die Tochter unseres Herrn, also lass mich ein!" Spott und Hohn begleiteten Frodo durch alle Höfe, auf allen Stockwerken begegneten ihm höhnische Gesichter. Der Ziegenhirte, der zerlumpte, verachtete Bengel, ausgerechnet er wollte wissen, was alle Ärzte nicht wussten: das Heilmittel für Annas Krankheit, da kicherten doch die Hühner! Man hatte Anna im Garten der Burg ein Bett gerichtet, sie verlangte nach Sonnenschein und frischer Luft, nach Vogelgesang und dem offenen Himmel. Eingedenk der Warnungen der Ärzte hatte Graf Otto grösste Bedenken gegen diesen Wunsch seiner Tochter geäussert, aber, da sie doch ohnehin bald sterben musste, gewährte er ihr diese seltsame Bitte, gegen alle Vernunft.
Da lag sie nun, blass, schmal und still, die Augen auf die ziehenden Wolken gerichtet, die Seele schon mehr im lichten Blau des Himmels als auf der Erde. Als Frodo das zarte Mädchen erblickte, machte sein Herz einen Luftsprung aus plötzlicher Liebe und gleich danach einen lauten Plumps.....aus genauso plötzlichem Mitleid mit dem armen Geschöpf. Alle Umstehenden sahen einander erschrocken an, weil sie nicht wussten, was da einen derart lauten Plumps gemacht hatte. Sogar Boldo in seiner vergessenen Höhle hob verschlafen kurz einmal eines seiner schweren Augenlider, um gleich darauf wieder in tiefen, traumlosen Schlaf zu fallen.
Graf Otto sah streng und etwas spöttisch auf den kleinen Ziegenhirten und wollte den frechen Bengel schon von seinen Bütteln aus dem Schloss werfen lassen. Frodo aber liess sich nicht so leicht einschüchtern. Schliesslich hatte er doch mit einem leibhaftigen Zwerg gesprochen! Wer konnte das schon von sich behaupten, und sei er auch ein Graf! Und ausserdem, wer, ausser ihm wusste das Heilmittel für Annas Krankheit, wer bittesehr? Na eben! Frodo fasste sich also ein Herz. Er riss sich von den groben Händen der Büttel los und rief mit kräftiger Stimme: "Aber, ich weiss doch das Heilmittel!" "Was, frecher Bengel!? Was wagst du da zu behaupten? Na warte, dir wird die Frechheit schon vergehen, wenn du ausgepeitscht wirst!" sagte drohend der Oberste der Wachen. Graf Otto aber rief die Wachen zurück und wollte doch hören, was der Junge zu sagen wusste. Frodo stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte dem Grafen ins Ohr: "Der Drachenstein, Herr, ihr müsst ihn wieder unter Boldos Zunge legen, damit Eure Tochter gesund wird."
Graf Otto wurde abwechselnd rot und blass. Wie konnte der Junge von dem Drachenstein wissen? Uns was würde geschehen, wenn er den Stein nicht mehr hätte? All sein Reichtum, seine Macht, all seine Ländereien, alles, was er sich mit Hilfe des gestohlenen Steines zusammengeträumt hatte, sollte er darauf denn nun verzichten? Zornig wollte er Frodo ins Verlies werfen lassen, doch dann besann er sich auf die Liebe zu seiner Tochter. Spät nachts, als alles in dr Burg schon schlief, schlich er sich hinab in die verborgene Drachenhöhle, wo Boldo noch immer tief schlief. Er fürchtete sich sehr, als er vorsichtig, leise, leise versuchte, den Stein wieder an seinen Platz unter der Zunge des Drachen zu legen. Boldo schnarchte nämlich, und sein mächter Atem drohte Graf Otto immer wieder umzublasen. Wenn er nur nicht erwachte, dann wäre es aus mit Ottos Leben! Schwitzend vor Angst und Anstrengung hob Otto Boldos Oberkiefer ein wenig an und wollte den Stein an seinen angestammten Platz legen. Doch ein Schweisstropfen fiel dem Drachen auf die Nase, und er musste niesen. Und, ja, ein solches Drachenniesen ist nicht von schlechten Eltern, das kann sich jedermann wohl denken. Otto wurde quer durch die Höhle geschleudert, dass ihm Hören und Sehen verging, und, was noch schlimmer war, Boldo biss dabei auf den Traumstein, dass er in tausende und abertausende Splitter zersprang! Diese Splitter wurden von dem gewaltigen Luftstrom aus der Höhle geblasen und in alle Welt verteilt. Nur ein winziges Körnchen davon blieb im Maul des Drachens, und das genügte nicht, um die Welt für alle Menschen ins Leben zu träumen, wohl aber gerade noch, um Anna gesundzuträumen, was er auch schleunigst und tadellos tat. Dann aber hatte er genug vom Schlafen, was Wunder nach so langer Zeit! Er stieg ans Tageslicht, breitete seine Flügel aus (es machte ihm einige Schwierigkeiten, er war doch etwas aus der Übung geraten in den letzten Jahren) und flog ins Reich der Drachen zurück, von wo er dazumals einst gekommen war. Er hatte Sehnsucht nach seinesgleichen, und die Welt der Menschen war nicht mehr nach seinem Geschmack, mit all den Streitereien um Besitz und Macht.
Frodo heiratete seine Anna, und sie lebten lange und glücklich,
und bekamen viele gesunde Kinder. Sie teilten das Land unter den Bewohnern
auf, dass jeder genug zum Leben hatte und zum Fröhlichsein und Feiern
auch und zum Spielen und Geschichtenerzählen, zum Singen und Tanzen,
für die wichtigen Dinge des Lebens eben. Graf Otto setzte sich zur
Ruhe und wiegte seine Enkelkinder auf dem Schoss, und manchmal erzählte
er ihnen die Geschichte vom Drachen und vom zersplitterten Drachenstein.
Dann liefen die Kinder in den Wald und an den Fluss, um nach Splittern
zu suchen. Es ist mir erzählt worden, dass sie auch einige davon
gefunden haben und sich ein ganz besonders buntes Leben geträumt
haben. Wer weiss, vielleicht findet ihr auch diesen oder jenen Splitter
davon! Dann legt ihn doch abends unter Euren Kopfpolster, und dann wartet,
was geschieht.
Schöne, bunte Drachenträume wünsche ich Euch!
Quelle: E-Mail-Zusendung
von Merlin
und Morgane Märchenerzähler, Märchenzauber
- Die Mistel, aus dem Waldviertel, 1. Jänner 2003.