....Der Silbersee im Falkenstein....

Vor vielen, vielen Jahren hatte sich der Schmid-Gustl als Hauer in den Schwazer Silberstollen verdingt.
Tag für Tag fuhr er in die Grube ein, um sein Brot zu verdienen, aber niemals, ohne beim Mundloch innezuhalten und die Heilige Barbara um ihren Beistand zu bitten.

Oft wurde er dafür von weniger gläubigen Bergleuten belächelt und verspöttelt.

Dem Gustl aber machte das nichts aus. Er pflegte dann zu sagen: "Spottet nicht! Gebt der Barbara Licht!" Und damit zündetete er immer eine Kerze an.

Als der Gustl eines Tages wieder einmal in der Kaltenbrunner Zeche nach Silber und Kupfer suchte, gewahrte er urplötzlich vor sich einen See. Verwundert hielt er inne, er konnte sich einfach nicht erklären, wie das viele Wasser in den Abbau gekommen war.

Als er seine Kameraden darauf ansprach, zuckten sie nur die Achseln und wandten sich wieder ihrer Arbeit zu.

Den Gustl aber ließ es keine Ruh`, und so kniete er nieder, zündete ein Lichtlein an und betete zur Heiligen Barbara.

Die anderen jedoch verhöhnten ihn, packten ihn an Händen und Füßen und warfen ihn in den See, worauf der Gustl mit einem lauten Platscher im tiefen Wasser versank.

Auf einmal begann es, im Berg zu ächzen und zu knacken, Felsbrocken lösten sich mit einem Donnern von der Firste... Und begruben die Lästerer unter sich.

Die halbe Zeche stürzte ein.

Der Gustl aber fand sich wunderbarerweise unversehrt am Stollenausgang wieder.

Seine Kameraden blieben für immer im Falkenstein begraben.....

Als der Gustl am nächsten Tag wieder in die Grube zurückkehrte, um zu sehen, was von dem Abbau noch zu retten sei, traute er seinen Augen nicht.

Der See..., der See, in den ihn die Bergleute geworfen hatten....der See war aus reinem Silber.

So konnte der Gustl mit seiner Familie von nunan in Wohlstand leben, und von dieser Zeit an beteten alle Bergleute vor der Einfahrt zur Heiligen Barbara....

GLÜCK AUF!

Quelle: Günter Rieder, Schwaz, November 2003, E-Mail-Zusendung vom 12. September 2005