Die sieben Trappen.
Im Fürstenthum Kalenberg liegt, eine Viertelstunde von dem Dorfe
Bente, mitten im Felde eine kleine dreieckige Anhöhe, welche die
sieben Trappen heißt. Man steigt zu ihr durch sieben sogenannte
Trappen oder Vertiefungen hinan, die sehr stark und nach unten hin immer
größer werden. Dicht vor diesen Vertiefungen sind sieben Steine
in einer Hecke befindlich, welche ebenfalls vom ersten bis zum siebenten
nach unten hin immer größer werden und das Andenken dieser
sieben Trappen sichern sollen. Die Gemeinde Bente hat seit undenklichen
Zeiten die Verpflichtung, diese Trappen zu erhalten und alle Jahre frisch
aufgraben zu lassen, wofür sie seit ebenfalls uralten Zeiten vom
Amte in Kalenberg jährlich einen halben Scheffel Rocken erhielt und
noch erhält.
Von diesen sieben Trappen heißt es in der Gegend allgemein, daß
es dabei spuke, und jede Nacht ein Poltergeist sich da sehen lasse. Es
geht daher Nachts niemand gern vorbei.
Einst, so lautet die Sage, ging ein Ackermann mit seinem Knechte über
diese Anhöhe. Das Gespräch kam auf den Lohn, welchen der Knecht
noch an seinem Herrn zu fordern habe. Dieser läugnete, jenem noch
etwas schuldig zu seyn, jener behauptete dagegen standhaft, daß
er noch eine namhafte Summe zu fordern habe. Der Ackermann, ein grundschlechter
Patron, vermaß und verschwor sich, daß er ihm nichts mehr
schuldig sey, und schloß mit den Worten:
»Mich soll der Teufel auf der Stelle holen, und ich will, noch ehe
ich von dieser Anhöhe herunter bin, vor euren Augen versinken, wenn
ich euch noch etwas schuldig bin!«
In diesem Augenblick betrat er die siebente Trappe, und siehe da, es that
sich die Erde unter seinen Füßen auf, der Betrüger sank
unter einem fürchterlichen Getöse in den Abgrund, der ihn verschlang.
Die Erde schloß sich darauf wieder, und der Knecht ging unbeschädigt
und wohlbehalten über sie hin nach Haus.
* * *
Ein Mährchen, wie dieses, mag sich zwar
lediglich auf Aberglauben gründen, hat aber gewiß unverkennbar
guten Einfluß auf die Sittlichkeit des Volkes. Ich erhielt es aus
jener Gegend zugeschickt.
Quelle: Friedrich Gottschalck, Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen, Halle 1814