DIE DREI SELTSAMEN HEILIGEN
Die vierzehn Nothelfer hatten einen dauerbaren Altar in der Wallfahrtskirche zu Enslingen, darin waren noch zwei andere Altäre, einer in die Ehre Sankt Guntheri Vistoris, der andere dem heiligen Quirin geweiht. Den Bauern waren diese Heiligennamen schwer zu merken und zu nennen, sie nannten sie Sankt Gunter, Victer und Quitter, und die noch gröberen Verstandes waren, nannten sie die drei wunderlichen oder seltsamen Heiligen. Da nun 1497 eine Wallfahrt nach Enslingen entstand, fanden die Waller auf den Altären keine andere Bilderzier als drei kleine weiße Alabasterbildlein, dagegen eine große Tafel mit dem Bilde der vierzehn Nothelfer, und da achteten sie der ungeschmückten Altäre nicht, sondern opferten den vierzehn Nothelfern. Also wurden die drei seltsamen Heiligen unter die Bank geschoben und ihrer vergessen; nur im Sprichwort leben sie noch fort, da man von einem, dessen Handlungsweise man sich so wenig klarmachen kann, als das Volk über jene Bilder sich klar war, zu sagen pflegt: Das ist ein wunderlicher oder ein seltsamer Heiliger. Nach der bäuerlichen Empörung ward auch die Enslinger Wallfahrtskirche geschlossen und niemand mehr eingelassen. So erging es auch mit der berühmten Wallfahrt auf dem Wurmlinger Berge und andern mehr.
Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch,
Leipzig 1853