Das Neujahrstrommeln
In Meersburg zogen noch vor sechzig Jahren in früher Stunde des
Neujahrstages zwei Trommler und ein Pfeifer in der Stadt herum und spielten
vor jedem Haus drei Stückchen auf. Es soll dies vom Aufhören
der Pest um die Mitte des 17. Jahrhunderts herrühren, und dieser
Brauch von einem Trommler und Pfeifer aus Markdorf und Ravensburg herkommen,
welche, als die einzigen Personen, die in der Umgegend dieser Orte noch
am Leben blieben, auf dem Weg zwischen diesen beiden Städten sich
zufälligerweise begegneten und nun miteinander von Ort zu Ort wanderten,
um mittels Trommel und Pfeife das Ende des "schwarzen Todes"
zu verkünden. Vor etwa sechzig Jahren wurde der Brauch durch die
Polizei abgeschafft.
Vielleicht ist dieser Brauch ein Überbleibsel des Sonnenwendfestes,
wo in den Zwölften (den zwölf Nächten von Weihnachten bis
Dreikönig) Umzüge mit Gesang und Tanz gehalten und die Nacht
durchwacht und gezecht wurde.
Quelle: J. Waibel
und Hermann Flamm, Badisches Sagenbuch. Abt. 1: Sagen des Bodensees, des
oberen Rheintals und der Waldstädte. Freiburg 1898, S. 88