Die Sage vom Reußenstein
Auf dem Heimenstein im Neidlinger Tal hauste einst der Riese Heim. Als
er eines Morgens aufwachte,
bekam er Lust auf der gegenüber liegenden Talseite ein Schloss zu
bauen.
Da rief er mit dröhnender Stimme ins Tal: "Wer von euch Menschenzwergen
will mir helfen ein Schloss
zu bauen?"
Da erschienen Maurer, Zimmerleute, Steinhauer und Schlosser und nahmen
die Arbeit freudig auf, denn
der Riese hatte Gold im Überfluss und versprach reichlichen Lohn.
Die Arbeit ging gut voran und
bald stand auf dem Felsen ein herrliches Schloss.
Als der Riese das Bauwerk betrachtete, schien alles in bester Ordnung.
Nur am obersten Fenster im
höchsten Turm fehlte noch ein Nagel. Das wurmte den Riesen gewaltig
und er wollte kein Stückchen
Gold bezahlen, bevor der Nagel nicht am Platz sei. Doch keiner der Bauarbeiter
getraute sich in
diese schwindelnde Höhe. Schließlich versprach der Riese demjenigen,
der den Nagel einschlüge
besonders reichen Lohn.
Da meldete sich ein junger Schlossergeselle. Er war arm aber in die Tochter
des Meisters verliebt
und hatte daher keine Chance sie als Frau zu bekommen.
Alles hielt den Atem an, als der mutige Bursche auf dem höchsten
Turm ins Fenster hinaus trat, um
den Nagel einzuschlagen. Auch der Riese staunte voller Hochachtung vor
dem Mut des Mannes. Er
packte ihn im Genick und hielt ihn so lange fest, bis der Nagel eingeschlagen
war, dann setzte er
ihn sanft ab und lobte ihn:" Zwerg, das hast du gut gemacht !"
Er beschenkte den jungen Burschen so
reichlich, dass er ein gemachter Mann war und der knickrige Alte nichts
mehr gegen eine Heirat
einwenden konnte.
Quelle: Email-Zusendung von Sandrine, 7. Juli 2003