Maria Eich

Heute wallfahren viele Leute nach Maria Eich; nicht alle aber wissen, wem die Mutter Gottes alldorten zuerst geholfen. Die Sage erzählt:

Es war einmal in München ein Herzog, der ritt mit großem Gefolge von München hinaus in die Wälder gegen Planegg zur Hirschjagd. Und weil es dermalen an Edelwild durchaus nicht mangelte, war die Jagd bald in lustigem Gang. Hunde bellten und Hörner erschollen und in eiligem Ritt waren Herzog und Hofgesinde auf ihren Pferden hinter den Hirschen drein.

Unter den Flüchtlingen aber war ein stattlicher Zwanzigender, den der Herzog zuerst sah. Als dieser nun sein ganzes Gefolge für das prächtige Tier aufgeboten hatte, war es bald müde gehetzt und die Weidmänner freuten sich schon ihrer Beute. Aber plötzlich hielt der flüchtige Hirsch vor einer Eiche still und schaute zu einem Marienbilde an derselben auf. Die wilde Meute ließ er ruhig an sich herankommen; doch plötzlich standen Hund und Jäger wie gebannt, bis ein graubärtiger Forstmann entblößten Hauptes dem Herzog bedeutete, dies sei Mariä Eiche. Daraufhin stiegen die Höflinge von den Pferden und bezeigten dem Muttergottesbilde ihre Reverenz; der Herzog aber schenkte dem Hirsche Leben und Freiheit und ließ allhier ein Kirchlein erbauen, aus dessen Dach lange Zeit die schützende Eiche ragte.

Als diese alt geworden, ward auf besagte Kirche ein Türmlein gesetzt, im Chore aber ist heute noch der Stamm zu sehen.

Quelle: Nach J. Wolf, Allgem. Bayer. Chronik V., S. 50.
Altbayerische Sagen, Ausgewählt vom Jugendschriften-Ausschuss des Bezirkslehrervereins München, München 1906.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Dezember 2013. 
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