Der Spiegelbrunnen in München
Spiegelbrunneneck hieß vormals das Eck am Anfang des Schrammergäßchens, gegenüber der Polizeidirektion. Noch vor etwa 100 Jahren war an diesem Hauseck ein Gemälde angebracht, vorstellend ein ungeheures, hahnartiges Tier, wie man den fabelhaften Basilisken zu malen pflegte. Vor dem Hause stand früher ein Zieh- oder Kettenbrunnen. Hierüber geht folgende Sage:
In diesem Brunnen hausete vor uralten Zeiten ein Basilisk. Solch ein Basilisk ist ein greuliches Tier; denn seinen Blick kann kein lebendiges Wesen ertragen. Wer immer ihn sieht, muß sterben und auch er selbst, wenn er seiner ansichtig wird. Das war nun ein großer Jammer in München; denn jeder , der in die Tiefe des Brunnens hinabschaute, wurde von dem Blicke des Basilisken sogleich getötet und viele waren auf diese Weise schon umgekommen. Da wurde endlich ein großer Spiegel herbeigebracht und über dem Brunnen aufgestellt, und als gleich darauf der Basilisk aufwärts schaute und in dem Spiegel sein eigenes Bild erblickte, war er sogleich tot. So wurde die Stadt von diesem Unheile errettet und der Brunnen hieß seitdem der Spiegelbrunnen.
Quelle: J. M. Mayer, Münchener Stadtbuch, S. 551.
Altbayerische Sagen, Ausgewählt vom Jugendschriften-Ausschuss des Bezirkslehrervereins München, München 1906.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Dezember 2013.
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