126. Versunkene Stadt im Alpsee.
Da, wo sich im schönen Konstanzertal der Bühler- oder Alpsee
ausbreitet, war vor uralten Zeiten eine schöne, große Ebene
mit einer prächtigen Stadt, die von Bühl abwärts in der
Nähe des östlichen Ufers lag, und deren Bewohner über die
Maßen rauh waren. Die Fruchtbarkeit der schönen Ebene und der
ganzen Gegend war so groß, daß sie bald nicht mehr wußten,
was sie mit der Überfülle von Milch, Butter und Käse anfangen
sollten, und so wurden sie gottlos und verschwenderisch mit der Gabe Gottes.
Als sie aber in ihrem Übermute sich ihre Kellerstiegen mit Käslaiben
aufbauten, ereilte sie das Strafgericht, und Stadt und Felder versanken
in die Tiefe, und an deren Stelle entstand der See. Noch jetzt findet
man am östlichen Gestade zuweilen Ziegelsteine und Ziegelplatten
als Gemahnzeichen an die versunkene Stadt. Von den mitversunkenen Wiesen
aber soll man schon einmal, als der See spiegelhell zugefroren war, in
der Nähe des Ufers durch die glasreine Eisdecke hindurch einen Hag
(eingefriedigtes Grundstück) und verschiedene Pfähle erblickt
haben.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 126, S. 130 - 131.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.