275. Vom hl. Antonius von Padua.

Der letzte Besitzer des ehedem unweit der Straße von Stötten nach Roßhaupten gelegenen Hofes Würmedegen war ein großer Verehrer des hl. Antonius von Padua. Jährlich begab er sich zum Feste dieses Heiligen (13. Juni) mit seiner ganzen Familie und allen seinen Dienstboten nach Bertoldshofen zum Patrozinium. Nur eine Person blieb zur Pflege des Viehes zu Hause. Obwohl sein Hof ganz vereinzelt lag und ringsum von Wald umgeben war, so ließ er im Vertrauen auf den Schutz des vielverehrten Heiligen zur Nachtzeit gewöhnlich die Haustüre unverschlossen, und es wurde ihm nie etwas entwendet. Einmal aber geschah es, daß er in der Nacht von seinem Schlafzimmer aus heftig an der Haustür rütteln hörte, und wie er nun aufstand und zum Fenster hinaus sah, erblickte er an der Tür drei handfeste, vermummte Strolche, zugleich aber in deren Nähe einen Franziskaner, der an sie die Frage richtete, was sie hier wollten. Auf diese Ansprache hin ergriffen die Strolche schleunigst die Flucht. Es war der hl. Antonius von Padua gewesen, der den Bauern beschützt hatte.


Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 275, S. 284f.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.