235. Das Dösinger Waldweible.

In dem Walde zwischen Dösingen und Kaufbeuren war es früher nicht ganz sauber, und es hatten viele, die zur Nachtzeit den Fußweg gingen, besonders Kaufbeurer, wenn sie sich etwas lange beim Dösinger Bier aufgehalten und spät auf dem Heimwege waren, von einem kleinen buckeligen Weible, das in dem Holze umging, zu leiden. Es führte die Leute gerne irre, neckte sie auf allerlei Weise, rief ihnen nach oder schreckte sie recht. Man hörte darum oftmals von dem Dösinger Waldweible erzählen, so daß viele zur Nachtzeit sich gar nicht durch den Wald trauten, und wenn je irgend etwas Ungerades vorkam, so schrieb man das dem Weible zu. Ja als zur Zeit des Bürgermilitärs einmal einige Bürgersoldaten im Wachthause eingesperrt worden waren und sie, so oft sie sich legen wollten, von der Britsche herabgeworfen wurden, sagten sie insgemein, das habe das Dösinger Weible getan.


Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 235, S. 245.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.