96. Das Hauchenberger Männle

hatte ehedem seinen Gang vom Hauchenberg über Diepolz, Heimos und Reutte nach Knottenried, wo es sich jedesmal dem Mesnerhaus bis auf dreißig Schritte näherte und dann wieder umkehrte und den Weg zurückging. Es war ein kleines Männle, hatte einen großen Mantel mit kurzem Kragen, trug meist ein Kerzenlicht in der Hand und hüllte sich gewöhnlich in einen Nebel, der vom Lichte hell schimmerte, so daß man dann vom Männle selbst nichts mehr sah. Dieser Nebel begleitete dann oft die des Weges Kommenden eine Strecke weit, und manchmal vernahm man bei dessen Erscheinen ein schreckliches Krachen, als würde es donnern. Manche konnten dann gar nicht mehr vorwärts kommen und mußten wieder umkehren. Was es so eigentlich für eine Bewandtnis mit dem Männle hatte, wußte man nicht, hielt aber dafür, daß es "ewig umanandlaufen" müsse.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 96, S. 102.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.