247. Hexe als Fuchs.
1.
Einige Jäger von Reutte gingen einmal mitsammen zur "Fuchspasse" auf die "Gurt" zwischen Reutte und Heiterwang, versäumten aber nicht, etwas Geweihtes noch vorher in den Gewehrschaft zu tun.
Nachdem sie lange gepaßt hatten, ließ sich endlich ein Fuchs blicken, und sie feuerten auch gleich tüchtig auf ihn los. Der Fuchs purzelte auch richtig nieder, kam aber alsbald wieder auf die Füße und floh davon, indes die Jäger der Spur, die im Schnee gut sichtbar war, folgten. Nachdem sie derselben eine gute Strecke weit nachgegangen waren, fiel ihnen auf einmal auf, daß die Fußtritte, die der Fuchs im Schnee hinterlassen hatte, immer größer wurden und zuletzt gar die Gestalt von menschlichen Fußstapfen annahmen; ja sie konnten sogar deutlich erkennen, daß sie nur von Pantoffeln herrühren konnten. Jetzt mochten sie sich's freilich schon denken, was für eine Bewandtnis es mit dem angeschossenen Fuchs haben werde, verfolgten aber die Spur immer weiter, die zuletzt zu einem Hause im oberen Markte in Reutte führte. In diesem aber wohnte ein altes Weib, die im Bette lag und einen Schrotschuß im Leibe hatte. - -
Als einmal der alte Hauser von Betzigau auf der Jagd war, bemerkte er
lange Zeit einen Fuchs vor sich herlaufen und einen Burzenstengel um den
anderen machen. Da dachte er sich: Wart, ich will dir schon kommen, zielte
auf ihn und drückte los. Der Fuchs aber machte sich gar nichts daraus,
machte vielmehr ein Männlein gegen ihn. Da schoß er ein zweites
und drittes mal und noch öfter und allemal umsonst. Du bist kein
rechter Fuchs, dachte er sich nun und nahm seinen Bädder (Paternoster
- Rosenkranz) heraus, schnitt die Schnur auf, nahm von derselben ein "Bädderle"
und lud damit statt der Kugel sein Gewehr. Sobald er nun schoß,
machte der Fuchs kein Männle mehr, sondern zuckte zusammen und sprang
dann fort, dabei ziemlich stark schweißend. Der Jäger folgte
der Spur, die bis zu einem Hause führte, und wie er nun in dasselbe
eintrat, hieß es, die Mutter liege im Bett und habe einen "bösen
Fuß".
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers
"Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus"
ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 247,
S. 258f.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.