175. Die drei Hexen von Sulzberg.
Im Kemptner Sulzberg lebten vor alters drei Fräulein; die hatten ein Häuslein so nett und so sauber wie ein Pfarrhof und Sach genug, daß sie nicht nötig hatten, im Feld zu schaffen und "zur Regration" nur stickten. In der Kirche gehörte ihnen das vorderste Stühle, und da taten sie so betig, daß man hätte wunder meinen sollen, wie fromm sie wären. Derweil waren es Erzhexen, die all ihren Reichtum nicht mit rechten Dingen erworben hatten. Jahrelang brachten sie die Bauern mit ihrer Hexerei weit und breit zu Schaden, daß es bald da, bald dort in Stube oder Stall fehlte.
Auch im Pfarrwiddum hatte man es nie recht, und als sich der Pfarrer
einmal darüber am Wirtstisch beklagte, hörte das auch ein steinaltes
Männle, das am Nebentisch saß und ein Gläschen Schnaps
trank. Da wäre leicht zu helfen, mischte sich jetzt das fremde Männlein
drein. Ja wie? Ja man dürfte ihn nur frei schalten lassen, er verlange
dafür nichts, höchstens noch ein Gläschen Schnaps. Das
wurde zugesichert und noch ein hübsches Geschenk sonst dazu. Da machte
das Männlein einige Zeremonien, las aus einem Büchlein und erklärte
alsbald, da seien drei Hexen im Spiel; denen wolle er aber jetzt schon
kommen. Er machte seine Sachen weiter, und es dauerte nicht lange, so
kamen Leute und meldeten, daß es in dem Häuschen, wo die drei
Fräulein wohnten, schrecklich zugehe. Man eilte hin, und richtig,
der Teufel war schon im Begriffe, die drei Fräulein, die für
so fromm galten, zu holen, und im ganzen Hause war ein schreckliches Toben
und Lärmen. Da legte sich der Pfarrer ins Mittel, und es brauchte
recht viel, daß er das Schlimmste verhütete und den Teufel
vertrieb. Die drei Fräulein waren aber jetzt entlarvt und zogen in
die Fremde.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 175, S. 183 - 184.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.