265. Hobelspäne zu Gold geworden.

In alten Zeiten hatte einmal ein Gemsenjäger hoch oben in dem Geschröfe der Forchacher Berge im Lechtal ein kleines, niedliches Schächtelchen gefunden. Da machte er es voller Spannung, was wohl da drinnen sein möge, auf, fand aber zu seiner Enttäuschung nichts darin als Hobelspäne. Unwillig warf er diese heraus und steckte nur das Schächtelchen, das ihm gefiel, ein. Als er sich zu Hause das Ding näher besah, fand er in einer Ecke noch einen Hobelspan; der war aber nun in das lauterste Gold verwandelt und funkelte prächtig. Da bereute er, die andern weggeworfen zu haben, und lief schnell an den Platz sie zu suchen; allein alles war verschwunden, und so hatte er, weil er das scheinbar Unbedeutende mißachtet hatte, sich selbst sein Glück verscherzt.


Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 265, S. 272.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.