97. Das Hornachmännle.
Im Hornach zwischen Hermatshofen, Hirschzell und Frankenried trieb ehedem viel das "Hornachmännle" sein Wesen und allerlei "Unfürm". Es war ein ganz kleines Männle mit einem grünen Gewande, sah aus wie ein Jäger, ließ sich bald da, bald dort blicken, fuhr oftermalen über die Tannen daher und war gar schnell und flink. Man hörte es zuweilen auch johlen, und wenn Mäher ihm zujohlten, so gab es gewöhnlich auch gleich an. Es hatte seine Freude daran, die Leute in dem Herrschaftsholze irrezuführen oder sie in Sümpfe und Möser, die es dort an vielen Stellen gibt, zu verlocken, und erhob dann ein schallendes Gelächter. Hatten sich je einmal faule Wald- und Feldarbeiter etwa nach dem Vesperbrot zum Schlafen hingelegt, so schlich es gewöhnlich herbei, weckte sie durch allerlei Bosheiten oder spielte ihnen mancherlei Streiche. Auch wenn im Frühjahr die Buben zur Nachtzeit mit Fackeln in den Pfützen und Lachen froschten, kam es gewöhnlich herbei und schreckte sie, so daß diese dann oft alles dahinten ließen und davonsprangen.

Viele hielten dafür, das Hornachmännle sei zu seinen Lebzeiten ein Forstwart gewesen, der sich in seinem Dienste verging und darum nach seinem Tode geisten mußte.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 97, S. 103.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.