251. Der Kartenfärber.
In Weißen, einer Einöde mit zwei Bauernhöfen bei Friesenried,
lebte vor Zeiten ein Mann, der beim Kartenspiel jedes Spiel, wenn er wollte,
gewinnen konnte. Er konnte nämlich machen, daß er jedesmal
die Hand voll Trümpfe bekam, und es hieß allgemein, er verstände
das "Kartenfärben" und vermöge ganz nach Belieben
die eigenen und die Karten der Gegner zu seinem Vorteil "umzufärben".
Für gewöhnlich machte er von dieser Kunst keinen Gebrauch, erklärte
aber jedesmal bei Beginn des Spielens, es solle ja keiner sich einfallen
lassen zu betrügen, sonst mache er, daß er alle Spiele gewinne.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers
"Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus"
ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 251,
S. 261.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.