208. Die selige Jungfrau Richela zu Wombrechts.
Dieselbe ruhte ehedem unter dem Hochaltar der Kirche zu Wombrechts und
ist jetzt unter dem rechten Seitenaltar in einer gewölbten Vertiefung
beigesetzt. Nach alten Volkssagen führte sie im Kloster ein heiliges
Leben und geschahen durch sie mehrfache Wundertaten, wie solche ehedem
auch auf einer Reihe von Bildern, die in der Kirche hingen, dargestellt
waren. So erlöste sie einst das Land durch ihr Gebet von den Scharen
von Wildgänsen, welche die Gegend verheerten, und ließ einmal
mitten im Winter im Garten reife Erdbeeren wachsen. Als sie starb, legte
man ihren Leichnam auf einen Schlitten, vor den man zwei junge, noch nie
benützte Rosse spannte. Wo diese von selbst anhalten würden,
da sollte sie begraben werden. Da zogen die Tiere den heiligen Leichnam
bis vor die Kirche zu Wombrechts, was man als eine höhere Weisung
erkannte und sie hier beisetzte. Noch jetzt wird sie vom Volke als Helferin
in Kinderkrankheiten verehrt, und pflegt man noch zuweilen, wenn ein Kind
erkrankt, Kleidungsstücke desselben in eine Öffnung hineinzuschieben,
die sich oberhalb des Verschlusses ihrer Gebeine befindet.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 208, S. 213.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.