147. Strafe ereilt einen Fluchenden.
Vilsalpsee, Tannheim
© Mag. Ingeborg Platzer
Im Vilstal südlich von Tannheim liegt links oben am Vilsalpsee und
gegen den Litnisschrofen zu die wildgelegene Gappenfeldalpe. Da, wo man
es "auf der Staig" heißt, und wo im Sommer viele Geißen
gehalten werden, geschah es einmal, daß die zwei Geißhirten
mit ihrer Geißherde von einem schrecklichen Gewitter überrascht
wurden. Die beiden Hirten wollten nun ihre Geißen an einen schützenden
Ort treiben, allein die Tiere zeigten sich auf einmal überaus ängstlich
und furchtsam und waren fast gar nicht mehr weiter zu treiben. Während
nun der eine der beiden Hirten zu beten begann, fing der andere, erzürnt
über die störrigen Geißen, recht zu schwören an,
und obwohl jener es ihm hart verwies, bei so schrecklichem Wetter und
Blitz und Donner so zu schwören und zu fluchen, ließ er davon
nicht ab. Da lösten sich ober ihnen vom Gewitterguß losgewordene
Felsen ab, und eine Steinlawine kam, erfaßte den freventlich Fluchenden
und begrub ihn unter tiefem Steinschutt, während der fromme Betende
wundersam gerettet blieb. Noch heute ist die Schutthalde erkenntlich,
unter welcher der von Gottes Strafgericht Ereilte begraben liegt.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 147, S. 151 - 152.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.