28. Trudd als Katze.

Ein Müllerknecht wurde lange Zeit hindurch allnächtlich arg von der Trudd geplagt. Da nahm er auf den Rat eines erfahrenen Mannes einmal abends einen scharfgeschliffenen Säbel mit in das Bett, blieb wach und paßte, ob nichts komme. Da kam auf einmal eine Katz zum Bett herangeschlichen und machte Miene heraufzuspringen. Kaum aber hatte sie die "Däpen" (Pfoten) auf das Schalbrett der Bettlade gesetzt, so gab ihr der Knecht auch schon mit dem bereitgehaltenen Säbel einen Hieb darauf, daß sie wurzab waren. In demselben Augenblick war die Katz verschwunden.

Am Morgen aber hieß es, die Müllerin liege im Bett, sie sei nachts die Kellerstiege hinabgefallen und habe sich an den Händen arg weh getan. In Wirklichkeit aber waren ihr alle Finger abgehauen.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 28, S. 35.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.