202. Der Ulrichsbrunnen in Seibranz.
Unten im Dorfe ist der St. Ulrichsbrunnen. Vor Zeiten hatten die Seibranzer
kein eigen Wasser. Die Not war groß. Da kam einmal St. Ulrich von
Augsburg her um zu firmen. Das Volk klagte ihm sein Elend. Da kniete der
Heilige an den Altar nieder, betete inbrünstig zu Gott um Hilfe in
der wasseramen Gegend; ging hinaus, steckte seinen Stab in die Erde mit
einem Stoß, und augenblicklich sprudelte eine reiche, silberreine
Quelle heraus. Der Platz kann weitum kein Wasser geben: die Quelle fließt
noch jetzt klar jahraus, jahrein. St. Ulrich ist Kirchenpatron in Seibranz.
Jährlich am St. Ulrichstag hielt man noch bis in unsere Zeit eine
feierliche Prozession zum Brunnen.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 202, S. 206 - 207.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.