Dom und Brücke zu Bamberg.
Mündlich von einem Schmiedegesellen.
Den Thurm des bamberger Doms und die dortige Brücke hat ein berühmter Meister mit seinem Gesellen um die Wette gebaut; als nun der Meister fast fertig war und der Geselle noch weit zurück, da hat er einen Bund mit dem Teufel gemacht, daß er ihm die Brücke schnell baue, dafür solle er auch das erste lebende Wesen, das darübergehe, haben. Nun hat sich der Teufel rasch an die Arbeit gemacht und ist binnen kurzer Zeit fertig gewesen, der Geselle aber hat einen Hahn geholt und den über die Brücke gejagt; da ist der Teufel ärgerlich mit ihm von dannen gezogen. Den Baumeister des Thurms hat aber die frühere Vollendung der Brücke so verdroßen, daß er sich in seinem Unmuth vom Thurme herabgestürzt hat.
Vgl. Norddeutsche Sagen, Nr. 166 mit der Anm.; Grimm, Mythologie, S. 972; Schöppner, Nr. 114, 374, 1042. Das umgekehrte Verhältniß, daß nämlich der Meister den Gesellen herabstürzt, findet sich bei Wolf, Heßische Sagen, Nr. 224; Bechstein, Thüringische Sagen, III, 133; es ist die alte Sage vom Dädalos, der seinen Schüler Talos, weil er ihn zu übertreffen droht, von der Burg herabstürzt; Preller, Griechische Mythologie, II, 345-346.
Quelle: Franz Felix Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche
und Märchen aus Westfalen. Deutsche Märchen und Sagen, Leipzig,
1859. Nr. 418