Hüffoholz
Als Kaiser Heinrich der Heilige eines Tages der Lust des Waldwerks nachging, brach unerwartet aus dem Dickicht ein mächtiger Keiler hervor. Der Kaiser war allein und von seinem Gefolge verlassen. In dieser Not griff er schnell zur Wehr, aber der Keiler schlitzte ihm mit seinem Hauer den Schenkel auf. In demselben Augenblick traf Heinrich das Tier mit seiner Lanze, aber das Blut quoll reichlich aus der ihm versetzten Wunde am Schenkel, so dass er erschöpft zu Boden sank.
Da kamen zum Glück seine Leute herbei und leisteten ihm Beistand. Die Wunde wurde geheilt, aber der Kaiser bekam einen kurzen Fuß, so dass er lange am Hüffoholz gehen musste, welchen Namen ihm dann das Volk beigelegt hat. Noch sieht man des Kaisers Bild linker Hand des Domtors zu Bamberg mit einem Stein zur Stütze des kürzeren Fußes.
Andere erzählen, der Kaiser habe sich diese Erlahmung auf einer
Pilgerfahrt nach dem Berg Gargano zugezogen. Dort habe er sich in die
Höhle des heiligen Erzengels Michael begeben, wo er die Chöre
der Engel Gottes Lob verkünden und singen gehört habe. Darauf
habe ihm ein Engel das Evangelium zum Kuss gereicht und zugleich gewaltig
die Hüfte berührt mit den Worten: "Das soll dir ein Beweis
der göttlichen Liebe ob deiner Keuschheit und Gerechtigkeit sein."
Von jener Stunde habe der Kaiser zu hinken angefangen.
Quelle: Andreas Haupt, Die schönsten Bamberger
Sagen und Legenden, Bamberg 1877, neu herausgegeben von Gerhard Krischker
2002, S. 60 - 62.