Die Stolzgrosera
Unweit der Kunigundenruh, rechts tiefer in den Wald, liegen einige vermooste und verwitterte Steine; da muss vor vielen hundert Jahren mal eine Quelle oder ein Brunnen gewesen sein. An diesem Orte ist's nicht geheuer.
Da erscheint oder erschien den Holz- oder Beerenoder Pilzesammlern ein Mönch ohne Kopf und die Stolzgrosera, die stolze Graserin. Sie führen die Menschen im Kreise, dass sie keinen Weg mehr finden, sie lassen auf dem steilen Kunigundenruhberg die abwärts fahrenden Holzwagen stille stehen, dass kein Ziehen mehr hilft, nur ein Stoßgebet zu allen guten Geistern.
Und wehe demjenigen, der beim abendlichen Gebetläuten noch in der
Nähe dieser Stelle ist. "Alle guten Geister loben Gott den Herrn,
Geist, was ist dein Begehr" - das wird er dann wohl sagen müssen,
und kann er der Geister Wunsch nicht erfüllen, dann wird ihm das
Genick umgedreht.
Quelle: Andreas Haupt, Die schönsten Bamberger
Sagen und Legenden, Bamberg 1877, neu herausgegeben von Gerhard Krischker
2002, S. 47 - 48.