Wie die Babenshamer Kirche gegründet wurde
Nicht weit von Schnaitsee liegt Babensham. Vor mehreren hundert Jahren wollten die Babenshamer eine Kirche bauen. Eine schöne Kirche sollte es werden. Lange überlegten sie, wo der große Bau errichtet werden sollte. Endlich fand man einen geeigneten Platz: Auf der Höhe beim Sagerer. Dann ging man voll Eifer an die Arbeit. Steine, Sand und Holz wurden herbeigeschafft. Das Hämmern, Klopfen und Sägen hallte durch den angrenzenden Wald. Als die Zimmerer gerade dabei waren, einen mächtigen Balken zurechtzuhauen, geschah ein Unglück: Einer der Zimmerleute hackte sich mit seinem Beil in das linke Bein. Sogleich spritzte Blut aus der klaffenden Wunde und sie wollte lange nicht aufhören zu bluten. Manche Holzscheite und -späne rundum wurden davon rot gefärbt.
Da geschah etwas Seltsames: Eine Krähe stürzte förmlich herbei und packte mit ihrem Schnabel eines der blutigen Holzscheite und flog damit ostwärts. Es dauerte nicht lange, da kam sie wieder, holte ein weiteres rotes Holzstück und flog in der gleichen Richtung fort wie vorher.
Über die Begebenheit wunderten sich die Bauarbeiter. Einige Tage
später traf es sich, daß einer der Zimmerleute auf die Babenshamer
Höhe kam. Er traute seinen Augen nicht, denn vor ihm lagen die beiden
Holzscheite vom Sagerer Waldbuckl in Kreuzform übereinandergelegt.
Das aber mußte eine besondere Bedeutung haben, und man wußte
auch bald, welche. Es war die Botschaft, die mitteilte, wo die Kirche
wirklich erbaut werden sollte. Der Bau beim Sagerer wurde eingestellt
und man begann erneut zu bauen, und zwar dort, wo die blutigen Scheite
gefunden worden waren und wo die Kirche noch heute steht.
Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 188