Der Teufel in der Kunkelstube beim Baumgartner in Raubling
Frau Maria Eberl, die Schmiedbäuerin von Reischenhart, hat die folgende Geschichte erzählt, die sie von einem Knecht aus Raubling erfahren hat.
Der Baumgartner von Raubling ist früher wahrscheinlich der größte
Bauer im Ort gewesen. In seiner Kunkelstube, wo sich am Abend die Spinnerinnen
und die Burschen aus dem Dorf zusammengefunden haben, ist es meistens
hoch hergegangen. Wieder einmal haben die Spinnräder gesurrt und
die Mannsbilder ausgelassene Geschichten erzählt. Auf einmal haben
sie gemeint, daß einer zuviel dagewesen ist. Drum hat dann einer
von ihnen die Namen derer aufgerufen, die sich immer hier getroffen haben.
Dabei hat sich herausgestellt, daß der Leibhaftige mitten unter
ihnen in der Stube gehockt ist. Keiner hat die Schneid aufgebracht, aus
der Stube zu laufen und Hilfe beim Geistlichen Herrn zu holen. Dann aber
hat doch noch einer den Mut aufgebracht, ist aufgesprungen und hinausgesaust
und hat den Herrn Expositus herbeiholen wollen. Das hat der Teufel natürlich
gleich gemerkt, hat seinen Geldsack hinter den Kachelofen geworfen und
ist durchs Kaminloch entwichen.
Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 164