Das wandernde Licht
Fräulein Elisabeth Härtl vom Rauscher von Reischenhart war beim Nachbarn vom Veichtbauern, beim Angerer in Redenfelden, aufgewachsen. Dort war ihr Vater Knecht gewesen. Sie erzählte diese Geschichte:
Damals sollte der Veichtbauernhof verkauft werden. Ehe es so weit war,
hatte lange Zeit niemand in diesem Hause gewohnt. Dafür aber hat
es drinnen gegeistert. Durch die blinden Fensterscheiben konnte man recht
deutlich eine kleine Flamme beobachten, die vom Stall hinten bis zur Küche
vorwanderte. Niemand fand den Mut, der Sache auf den Grund zu gehen, bis
der Wirtsknecht von Redenfelden einmal ein bißchen zuviel getrunken
hatte. Er verfolgte in diesem beschwingten Zustand das Lichtlein außen
an der Mauer entlang von Fenster zu Fenster, vom Stall hinten bis zur
Küche vorne. Als er beim Küchenfenster angelangt war, erhielt
er von dort heraus einen solchen Schlag mitten ins Gesicht, daß
er sofort munter war und so schnell er konnte Reißaus nahm.
Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 165