Das Muttergottesbild im Peterskirchlein
In der Wirtschaft auf dem Petersberg spielten einmal mehrere Bauern Karten. Einer von ihnen verlor ständig. Da wurde er schließlich so zornig, daß er die Karten zusammenraffte und damit die Wirtsstube verließ. Durch ein offenstehendes Fenster warf er die Spielkarten in das Kirchlein, das ja wenige Schritte dem Pfarrhaus gegenüber steht, in dem der Probst auch als Wirt für das Wohlergehen seiner Gläubigen sorgte. Den Vorgang hatte einer der Mitspieler beobachtet und er wollte die Karten wieder holen. Er lief also hinaus, kam aber, nachdem er durchs Fenster in die Kirche geschaut hatte, voller Schrecken wieder zurück. Er rief dem Frevler zu, der sich inzwischen alleine in eine Ecke der Stube gesetzt hatte: "Du hast mit den Karten die Mutter Gottes gerade an der Stirn getroffen! Sie blutet ja!".
Die Anwesenden wollten es nicht glauben, gingen aber hinüber zur Kirche und konnten sich von der Wahrheit dieser Worte überzeugen. Sie konnten ganz deutlich die Blutflecken am Kopf des Madonnenbildes wahrnehmen.
Davon erfuhren natürlich schnell viele Leute drunten im Tal, in Flintsbach und Fischbach und darüber hinaus. Das seltsame Ereignis veranlaßte viele auf den Petersberg zu steigen, und es gab bald ganze Scharen von Petersbergbesuchern, die zumeist nur ihre Neugierde befriedigen wollten. Deshalb hielt es der Probst vom Petersberg für geboten, das Marienbild zu verbergen, das tatsächlich auf der Stirn mehrere Tropfen zeigte, die wie geronnenes Blut aussahen.
Kapelle Petersberg, Fischbach am Inn
©Berit
Mrugalska, 15. Mai2004
Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 94