Die Nixe im Hechtsee
Oberhalb von Kiefersfelden, aber schon jenseits der Tiroler Grenze, liegt im Bergwald eingebettet der Hechtsee. In seinen dunkelgrünen Wassern hauste einst eine Nixe, Hechta mit Namen. Ab und zu konnte sie Menschengestalt annehmen und aus den kühlen Fluten heraus ans Ufer steigen.
Als sie wieder einmal, gar lieblich anzuschauen, als junges Mädchen am Ufer des Sees lustwandelte, traf sie einen jungen Jäger. Friedl hat er geheißen. Sie fanden sofort Gefallen aneinander. Deshalb trafen sie sich alle paar Tage und waren über beide Ohren ineinander verliebt. Hechta sagte dem jungen Mann, daß ihre Liebe in die Brüche gehen müsse, würde er sie jemals drängen, ihren Namen preiszugeben, oder würde er sonstwie ihren Namen erfahren. Doch der Jägersmann war ein neugieriger Bursche, und so blieb es nicht aus, daß er von der Hechtseenixe erzählen hörte und schließlich von einer alten Kieferin (Kiefersfeldenerin) auch den Namen derselben erfragte.
Bald darauf traf er seine Liebste wieder droben am Hechtsee. Da lagen sie sich in den Armen, und in seinem Glück nannte er sie zärtlich bei ihrem Namen. Im selben Augenblick rollte eine riesige Welle über den See heran und schlug über die beiden am Ufer Liegenden zusammen und riß sie in die Tiefe.
Hechta verlor ihre Liebe, Friedl sein Leben.
Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 37