Das Seelenlicht im Tannermoos bei Neubeuern
Zwischen Neubeuern und Nußdorf dehnt sich das Osterried aus. (Ried = moorige Gegend). Dort läßt sich zuweilen ein Seelenlichtlein sehen. Es bewegt sich in der Gegend zwischen Tannermoos und der Straße hin und her, auf und ab. Früher war diese Erscheinung bei den Anwohnern gut bekannt. Mit Vorliebe wanderte es vom Osterried hinaus gegen Zain, machte dann kehrt und eilte längs des Schneebichels und des Preisenberges, den zwei Weilern hinterm Steinberg vor Nußdorf, in das Tannermoos zurück. Dort hüpfte es dann ruhelos umher, und erst beim Morgengebetläuten verschwand es.
Auch in unserer Zeit kann man das Seelenlicht sehen, vor allem in der
Adventszeit und in der Fastenzeit. Darum lassen die Bauern in dieser Gegend
zu diesen Zeiten in der Nacht vom Samstag auf Sonntag in der Stube das
Allerseelenlicht brennen. Wenn sie das aber einmal vergessen, dann erinnern
die armen Seelen mit Seufzen und Poltern so lange daran, bis man ihnen
das Öllichtlein entzündet.
Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 162