Der Teufel und der Schmied
Zwischen Rosenheim und Wasserburg war in früheren Zeiten ein dichter Wald. Da, wo jetzt Leonhardspfunzen liegt, war eine Schmiede. In diese Schmiede kam einmal der Teufel. Er sagte zum Schmied: "Schmied, deine Zeit ist aus. Du hast jetzt lange genug bei Raufereien deine Kraft an Schwächeren ausgelassen, gesoffen und geflucht. Jetzt mußt du mit mir!" "Gleich geh ich mit", antwortete der Schmied. "Ich muß nur noch ein Hufeisen fertig machen. Setz dich derweil auf den Amboß da!" Das tat der Teufel. Der Schmied packte seinen schweren Hammer, schlug aber nicht auf das Hufeisen, sondern auf den Teufel los, was er nur konnte. In seiner Überraschung schrie der Teufel: "Hör auf! Ich will gerne wieder so leben, ohne dich." Da ließ der Schmied vom Teufel ab und der entschwand durch den Kamin.
Einige Tage später ging der Schmied in den Wald, um Holzkohlen für
seine Esse zu holen. Da sah er zwischen den Stämmen den Teufel daherkommen.
"Jetzt komm' ich ihm nicht mehr aus!", fuhr es dem Schmied durch
den Kopf. "Nur List und Schläue könnten vielleicht noch
helfen." Neben dem Weg sah er ein altes, buckliges Weiblein Holz
sammeln. Das schnappte er sich und lud es auf seinen breiten Rücken.
Als nun der Teufel näher kam, sah er, daß jener etwas auf dem
Rücken trug, und er hielt diese Last für einen Amboß.
Gleich riß er den Boden einen Spalt breit auseinander und fuhr so
schnell er konnte zur Hölle. Das Loch zeigt man heute noch.
Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 177