Das Gelübde

Als es im Isarwinkel noch Bären gab, ging einmal ein betrunkener Holzknecht nach Hause. Im Wald stand plötzlich ein wilder, pechiger Bär vor ihm, der ihn mit funkelnden Augen anschaute. In seiner Angst gelobte der Mann eine Wallfahrt, da verschwand der Bär schnell im Dickicht. Am nächsten Tag fragte der Knecht seinen Freund, was er am besten tun könnte, um sein Gelübde zu erfüllen. Der meinte: "Jetzt is's ja rum und g'schehg'n is da a nix. Bleib dahoam, is g'scheida!"

Der andere aber dachte über seinen Freund, der ein kalter Loder war und vom Beten nichts wissen wollte: "Der hat leicht sag'n." Er ging wallfahrten und hat seine Sache wohl verrichtet. Als er wieder heimkam, traf er den anderen bei der Holzarbeit. Der lachte ihn aus und spottete: "Jetz is aber scho viel besser, ha?" Aber kaum hatte er das gesagt, da stürzte ein Bär auf ihn und zerriß ihn. Noch lange hat eine Tafel die Stelle gekennzeichnet.

Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;