Die drei Schwestern auf Hohenegg
Auf Hohenegg hausten einmal drei Schwestern. Die waren so reich, daß sie beim Teilen ihr Geld nicht zählen konnten, sondern mit dem Metzen abgleichen mußten. Aber die zwei älteren waren so über alle Maßen dem Geiz verfallen, daß sie sich nicht Sünden fürchteten, die Jüngere dabei zu betrügen, obwohl sie blind war. Und doch hätte diese das Geld viel notwendiger brauchen können, um sich durchzubringen.
Wenn die Reihe an sie kam, kehrten sie jedesmal den Metzen um und bedeckten bloß oben den Boden mit Talern, für sich aber nahmen sie jede das volle Maß. Zuletzt bemerkte die Betrogene die List und sprach einen schrecklichen Fluch aus. Da versank der Schatz. Auch das Schloß fiel in Schutt und Trümmer und heute sind nur noch die Wälle erkenntlich. Tannen und Buchen wachsen auf dem Burgstall.
Den versunkenen Schatz konnte noch keiner finden, soviele auch schon danach gegraben. - Einmal kam der Schloßbauer von der Bürg unten am Burgstein vorbei und sah das Laubwerk so seltsam glänzen, daß er ein paar Handvoll Blätter in die Tasche steckte, um sie seinen Kindern zum Spielen zu bringen. Als er heimkam, da waren es lauter blanke Siebenzehner. - Gleich lief er wieder zurück, aber den Platz konnte er nicht mehr finden.
Ein andermal stieß er dort auf ein Nest voll Nattern; er dachte
sich gar nichts und warf mit einem Stein unter sie. Da liefen ihm die
Schlangen in großen Sprüngen zischend und geifernd nach. Nur
mit Mühe konnte er sich vor ihnen retten.
Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;