Die Klosterherren auf der Benediktenwand
Die Klosterherren in Benediktbeuern haben nicht immer alle so gelebt, wie es Gott gefällt. Am End sind sie übermütig geworden, haben die Bauern gedrückt und aus den anfangs freiwilligen Abgaben eine Pflicht gemacht. Selber sind sie ihrem Vergnügen nachgegangen, sind auf die Wand gestiegen und daheim haben sie sich mit sündhafter Leidenschaft dem Kegelscheiben ergeben. An den Werktagen haben sie den Rosenkranz und am Sonntag die Vesper versäumt. Darum sind sie nach ihrem Tod auf die Wand versetzt worden und sind verdammt, dort ihr Kegelspiel zu treiben bis an den jüngsten Tag. Wenn du unter der Wand stehst, kannst du oft deutlich hören, wie oben die Kugeln rollen und die Kegel fallen. Und wenn die Hüterbuben ins Gewand hineinschreien: "Pfäff, kehr die Wand um!", poltert es, wie wenn ein Donnerwetter über den Berg geht, oder wie wenn ein Schleipffuder über die Wand fährt.
Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;