Die Prälatenfahrt um die Dungstätte

Eines Tages fuhr der Abt von Tegernsee mit seinem Klosterrichter nach Holzkirchen, wo sie von den Untertanen die Gilten und Zinsen einsammelten. Wie sie wieder heimwollten, war es schon finstere Nacht. Da fuhren sie ins Stumbecker Feld hinein, wo ein großer Dunghaufen lag. Der Kutscher gab den Rossen die Peitsche und hieb drein, was er nur konnte; schnaufend flogen sie dahin, daß ihnen der Schaum vor den Mäulern stand und der Dampf von ihnen ging. "Ich meine, wir könnten schon bald in Kreuth sein", fuderte und schimpfte der Prälat, und noch kamen sie nicht in Tegernsee an. Als endlich der Tag graute, hörten sie in Holzkirchen das Gebet läuten; und jetzt kannten sie sich erst aus, daß sie die ganze Nacht um den Misthaufen herumgefahren waren.

Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;