Die "kunstreiche Uhr" in der Frauenkirche

In einer dunklen Ecke am Nordturm der Frauenkirche befindet sich eine sehr alte Uhr, die kunstvoll mit Bildern aus der Hl. Schrift verziert ist. Ihr Räderwerk steht seit dem Tode ihres Erfinders still, denn keinem späteren Uhrmacher oder Ingenieur ist es gelungen, es wieder in Gang zu bringen. Der feine Mechanismus ließ einst Gott Vater - zürnend über die elende Welt - ein Schwert heben und, angesichts der bittend erhobenen Hände von Jesus und Maria, wieder sinken, ließ den Hahn bei der dreimaligen Verleugnung Christi durch Petrus zweimal krähen und ließ vier strenge Bußprediger die Sünder zur Buße auffordern.

Im Laufe der Jahrhunderte gelang es nur einmal einem Mann, dem Schuhmacher Joseph Gallmayr, wenigstens den Hahn wieder zum Krähen zu bringen. Mehr vermochte auch er, der neben seinem Beruf ein außerordentlich geschickter Feinmechaniker war, nicht.

So wartet die Uhr noch heute auf einen kunstsinnigen Menschen, der sie wieder ins Uhrenleben zurückrufen kann.

Quelle: Gisela Schinzel-Penth, Sagen und Legenden von München, Frieding 1979, S. 76 - 77.