Die wilden Reiter
Es war Neujahrstag ein paar junge Burschen sitzen
im Gasthaus des kleinen Dorfes und unterhalten sich über den Aberglauben,
der immer noch in den meisten Köpfen spukt. Der Sohn des Sägewerkbesitzers
war derjenige, der am wenigsten daran glaubte. Er sagte so ein Schmarren
in der Nacht zu Hlg. drei König werde es bestimmt keine wilden Reiter
geben.
Ein alter Mann hatte nämlich behauptet,wenn in der Nacht vom 5.auf
den 6. Januar um Mitternacht ein Mensch draußen auf dem Feld ist,
kann er die wilden Reiter hören, sie jagen auf unsichtbaren Pferden
duch die Luft und schreien: "Was höher als ein Maulwurfhügel
ist, nehmen wir mit!"
Es ist schon so mancher, der es nicht glauben wollte, verschwunden. Der
Sohn des Sägewerkbesitzers und seine drei Freunde fanden so etwas
lächerlich und meinten spötisch, wir beweisen es Euch, dass
es keine wilden Reiter gibt!
Als dann der 5. Januar kam, gingen die vier jungen Männer hinaus
aufs Feld. Der Wind heulte und trieb kleine Schneeflocken vor sich her,
keiner sprach ein Wort. Es war zehn Minuten vor Mitternacht, als sie die
höchste Stelle erreichten. Plötzlich sagte einer, dem es doch
nicht ganz geheuer war: "Ich gehe zurück - mir ist es viel zu
kalt, ich warte im Gasthaus auf euch!"
Das sagte auch ein weiterer und so eilten sie zurück ins Dorf.
Der Sohn des Sägewerkbesitzers und sein bester Freund blieben. Als
es kurz vor Mitternacht war, sagte der Freund, wir müssen uns jetzt
flach hinlegen, falls es die wilden Reiter doch gibt, dürfen wir
nicht höher als ein Maulwurfhügel sein, das hat doch der Alte
gesagt! "Ja, leg dich nur hin!", meinte sein Freund, ich gehe
noch ein paar Meter weiter, wo es am höchsten ist. Der andere legte
sich, dort wo er stand, flach auf die Erde - sicher ist sicher - dachte
er sich und sah seinem Freund noch hinterher. Plötzlich zuckte er
zusammen,
die Kirchturmuhr im Dorf schlug zwölf - im gleichen Augenblick vernahm
er ein Brausen und Sausen - unwillkürlich machte er sich noch kleiner
und steckte den Kopf in den Schnee er blieb so eine Weile liegen. Als
er wieder seinen Kopf erhob, hörte er nur noch das leise Säuseln
des Windes.
Von seinen Freund war nichts zu sehen, er rief seinen Namen vergebens.
Schließlich ging er den Spuren nach, die sein Freund im Schnee hinterlassen
hat, doch plötzlich hörten diese auf. Er rief noch einige Zeit
seinen Namen, aber es war vergebens - der Freund war verschwunden! Eine
schreckliche Angst überkam ihn und er lief so schnell er konnte ins
Dorf zurück.
Mit lauten Geschrei wurde er dort empfangen und jeder wollte wissen was
geschehen sei?
Er erzählte aufgeregt, dass sein Freund spurlos verschwunden ist,
erst glaubten die Leute, er mache Spass aber dann erkannten sie auf seine
Angst und glaubten ihm. Mit Lampen ausgerüstet gingen sie den Hügel
hinauf, den Fussspuren nach, aber die Spuren hörten abrupt auf. Der
Sohn des Sägewerkbesitzers war verschwunden.
Als der Sommer und der Bursche noch immer nicht kam, setzte der Vater
eine hohe Belohnung aus, für diejenigen, die etwas über den
Verbleib des Sohnes sagen konnten: doch alles war vergebens.
So verging ein Jahr und am ersten Januar wurde im Wirtshaus wieder heftig
diskutiert, was damals gewesen sein könnte? In der Nacht als er verschwunden
war, hielten alle Leute eine Schweigeminute ein. Sie hörten laut
die Kichenglocke die zwölfte Stunde schlagen, plötzlich wurde
die Tür aufgerissen und der verschwundene junge Mann stand vor ihnen,
aber wie sah der aus?
Schneeweißes Haar hing ihm lang von der Schulter seine Augen waren
gerötet und blickten wirr in den Raum, er konnte kein Wort sprechen.
Der Vater mußte ihn in eine Heilanstalt einweisen lassen, wo er
noch lange lebte. Aber kein Mensch erfuhr je, wo er das ganze Jahr über
gewesen ist und ob ihn wirklich die wilden Reiter mitgenommen hatten.
Email-Zusendung von Herbert Schön, 3. August 2003, der diese Sage nach Erzählungen von seinen Großeltern, die Bauersleute waren, aufgezeichnet hat.