Der Fuchs
In der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege hielt sich in
den Wäldern um Orb eine Räuberbande versteckt, welche die ganze
Gegend unsicher machte. Anführer der Bande war der "Peter"
von Orb , ein verwegener Geselle, der auch vor einem Mord nicht zurückschreckte.
Lange suchte man ihn vergeblich, da ihm die dichten Wälder immer
wieder Unterschlupf boten. Endlich aber gelang es doch, den Räuberhauptmann
zu fassen und in den festen Wartturm auf dem Molkenberg einzukerkern.
Der Räuber und Wilddieb, der gewohnt war, in Freiheit durch die weiten
Wälder zu streifen, litt sehr unter der Gefangenschaft im engen Turm,
so dass er fast verzweifelte. Da hörte er eines Tages unter sich
in der Erde ein Scharren und Wühlen. Was sollte das bedeuten? Das
Scharren kam immer näher, und auf einmal guckte der Kopf eines Fuchses
aus dem Boden. Der Räuber hatte nämlich früher einen Fuchs
gezähmt, der ihm dann überall wie ein Hund nachlief. Nun witterte
der Fuchs die Spur seines Herrn und grub sich unter dem Turme hindurch,
bis er zu seinem Herrn kam. Dieser erweiterte die Öffnung und gelangte
so ins Freie. Als seine Flucht bekannt wurde, nahm ein Trupp Soldaten
die Verfolgung auf; doch ohne Erfolg. Der Räuberhauptmann konnte
entkommen, nicht aber sein - treuer Fuchs. Der wurde von den Landsknechten
aufgespürt und totgeschlagen. Man vergrub das anhängliche Tier
in der Öffnung, die es mühsam zur Rettung seines Herrn aufgewühlt
hatte, und es wurde ein schwerer Stein darauf gelegt, den man den "Fuchsstein"
nannte.
Quelle: Spessart-Sagen,
Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 200