Die Miggelsberge bei Köpenick.
Bei Köpenick unweit Berlin liegen die Miggelsberge und der große dunkle Miggelsee, in welchem die Spree, eine helle Stromlinie, sich ergießt. An diesem See und in der romantischen Waldgegend ließ sich vordem eine schöne Jungfrau sehen, bald im einfachen Frauengewand, bald im Putz des fürstlichen Standes. Sie war Ottocars, Königs aus Böhmen, Tochter, von dem sie auf einige Zeiten hierher verwünscht wurde.
Alle dreimal sieben Jahre, vom Tage ihrer Verzauberung an, zeigte sie sich in Gestalt eines lieblichen Seefräuleins und bat mit flehender Geberde den von ihr erwählten Mann, sie aus ihrem Banne zu befreien, welcher dafür in Besitz großer Schätze gelangen werde. Die Befreiung bestand darin, daß der Entschlossene sie furchtlos vor drohenden Gefahren dreimal auf dem Rücken um die Hilbertskirche zu Köpenick tragen müsse. Nur Wenige haben sich zu diesem Versuche entschlossen, Keiner hat ihn bestanden und Alle sind vor Entsetzen geflohen. Ein fremder, muthiger und entschlossener Ritter hatte einst die Jungfrau schon zweimal um das Gotteshaus getragen, das dritte Mal aber traten ihm entsetzliche Schlangen und feurige Schreckgestalten in den Weg; voll Todesah nung sank er zur Erde und Jungfrau und Erscheinungen verschwanden. Die Sage läßt einen schwarzen Wassergeist, der im Teufelssee unter den Gebirgen seine Wohnung hat, den Schatz der Prinzessin von Miggelsee bewachen, der sich zwanzig Klafter tief unter einem weißen Steine befindet. Jäger und Holzschläger vernehmen zuweilen ein grauenhaftes Geräusch von Hornblasen und Hundegebell durch die Eichwaldung brausen und sie sagen dann, der böse Geist schwärme durch's Dickicht und suche die Jungfrau auf.
Quelle: Grässe, Johann Georg Theodor, Sagenbuch
des Preußischen Staates, Glogau, 1868/71, S. 711.