Vorzeichen des Todes der Könige von Preußen Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. zu Berlin.
Als der König im Sterben lag, hat sich den 27. Februar 1713, den Tag vor seinem Abschiede zwischen 8-9 Uhr Abends in dem sogenannten Juwelencabinet, dem Sterbezimmer gegenüber, welches versiegelt war, durch das in die Gallerie gebrochene Fenster sowohl dem letztverstorbenen König und damaligen Kronprinzen, als dem Oberhofmarschall des Prinzen, dem Grafen von Finkenstein, und dem Leibmedicus Gundelsheim ein herumwandelndes Licht gezeigt, als wenn etwas verloren worden sei und gesucht werde. Nach Entsiegelung des Zimmers aber und Beleuchtung desselben mit andern Lichtern ist auch nicht die geringste Spur gefunden worden. Und da das Cabinet wieder versiegelt worden ist, hat man abermals dieselbe Beobachtung gemacht und das Licht hat sich wiederum wie zuvor gezeigt, welchem einen ungemeinen Schrecken unter allen Anwesenden hervorgebracht, es sind auch auf Anrathen des Leibmedicus Alle weggegangen, und dieser als ein guter Kabbalist hat zum Voraus aus diesem Phänomen prophezeit, daß die Stunden, welche der König noch zu leben habe, gezählt seien. Dieses ist auch am andern Tage Mittags geschehen, und hat der König Friedrich Wilhelm I. später öfters hiervon Erwähnung gethan. Es wird jedoch auch erzählt, daß, als der Kronprinz zu seinem sterbenden Vater berufen worden sei, um den letzten Segen zu empfangen, habe derselbe sich des kürzesten Weges bedienen wollen, sei deshalb über den kleinen Schloßplatz quer hinübergegangen. Es folgten aber Sr. Königl. Hoheit unterschiedliche Offiziere und Cavaliere nach, da fiel ihnen ein sonst verschlossener Saal ganz hell in die Augen, so daß es ihnen dünkte, als ob er mit vielen hundert brennenden Lichtern erleuchtet wäre. Hierüber stutzte der Kronprinz und fragte die, so bei ihm waren, was solches bedeute und warum so viele Lichter angesteckt wären. Die Begleiter des Prinzen sahen allerdings den erleuchteten Saal ebenfalls ganz wohl, wußten aber nichts auf die an sie gethane, Frage zu antworten. Als nun der Kronprinz die Treppe herauf kam, traf er den Kastellan des Schlosses an und fragte denselben ebenfalls um die Ursache, warum der Saal mit so vielen Lichtern erleuchtet sei, allein er bekam zur Antwort, der Saal sei fest verschlossen und seit langer Zeit sei kein Licht in denselben gekommen.
Ebenso ist vor dem Tode des Königs Friedrich Wilhelm I., ehe derselbe sich nach Potsdam bringen ließ, den 18. April 1740 sowohl bei Tag als Nacht in den zugeschlossenen Zimmern ein gewaltiger Tumult von Schlägen und Fallen gehört worden, besonders in der sogenannten Kreppelkammer, in welcher nichts Anderes befindlich war als Bettstellen und anderes Krankengeräthe, dessen sich der selige Herr in seiner vorigen Krankheit bedient hatte. Da nun über diesen Rumor die Schildwachen allarmirt wurden, namentlich die bei der Fahne und an der sogenannten grünen Treppe Wache standen, vermeinend, daß es Diebe sein könnten und sie dieses an die Hauptwache meldeten, so sind auf Anordnung des Commandanten mit Zuziehung einiger Stabsoffiziere durch den Kastellan alle Zimmer genau visitirt worden, sogar bis unter das Dach hinauf, allein man hat auch nicht die geringste Spur von etwas Gefallenem entdeckt, und so ist dieser Ruf gleich durch die ganze Stadt gegangen und wie ein fliegendes Feuer nach Berlin gekommen, aber gleich von den Meisten als ein übles Omen gedeutet worden. Was noch mehr ist, des seligen Herrn bestes Leibpferd, welches er am Liebsten ritt, und frisch und gesund war, wurde wider alles Vermuthen todt im Stalle gefunden. Der König hat aber die Nacht vor seinem Absterben selbst gesagt, daß er die folgende nicht mehr erleben werde, und von den umstehenden gewöhnlichen Wärtern Abschied genommen, auch in der Frühe bei gänzlichem Verstande die Abdication seines Reiches vorgenommen und ist endlich um 3 Uhr Nachmittags sanft entschlafen, da es eben 12 Stunden waren, da er gegen 3 Uhr früh gesagt hatte, daß er den Abend und die Nacht nicht erleben werde. Sonst hat auch noch ein bekannter Mann zu Berlin einige Tage vorher im Traum einen Sarg über den Exercierplatz tragen sehen; derselbe war mit vielen Lichtern umgeben und ging gerades Wegs auf die Garnisonkirche los. Er ist darüber voll Schrecken erwacht und hat dieses sein Gesicht vielen seiner Bekannten erzählt und die Sorge ausgesprochen, es möge dasselbe doch ja nicht etwa den König bedeuten, den er erst gestern im vollen Carriere an seinem Hause habe vorbeifahren sehen. Allein 14 Tage nachher hat sich dieser traurige Todesfall doch ereignet und 4 Tage später ist die Leiche in derselben Ordnung, wie sie von ihm gesehen worden, durch dieselbe Thüre hineingebracht worden, wo sie vor seinen Augen verschwunden ist. Ein anderer Bürger von Berlin aber hatte einen Traum, daß der Garnisonsthurm mit großem Krachen zur Erde fiel, worüber das ganze Glockenspiel ertönte und viele Häuser dadurch niedergeschlagen wurden; gleich aber kam noch ein höherer Thurm aus der Erde hervor, welcher den andern sowohl an Stärke als Schönheit übertraf.
Quelle: Grässe, Johann Georg Theodor, Sagenbuch
des Preußischen Staates, Glogau, 1868/71, S. 872.