Vom Forschieren.
Ein altes Weib trat auf dem Walle zu einem Kindermädchen und lobte
mit übertriebenen Worten des Kindes Wohlgestalt. Als die Dirne weiter
ging, machte die Schildwacht, welche Zeuge des Auftritts gewesen war,
sie auf die Veränderung aufmerksam, welche mit dem Kinde Statt gehabt
hatte; es verdrehte die Augen im Kopfe, und die Gesichtszüge waren
gräßlich verzerrt. Das Mädchen war in Verzweiflung; aber
der Soldat sprach ihr guten Muth ein und sagte ihr, das Kind wäre
freilich forschiert, aber sie solle nur nach dem Markt gehen; dort wohne
eine Frau im Keller, die das Kind mit leichter Mühe wieder in Ordnung
bringen würde. Das Mädchen folgte dem Rath des verständigen
Soldaten und kam mit dem Kinde noch gerade zeitig genug, um den Unglücksfall
wieder gut zu machen.
Quelle: Friedrich Wagenfeld, Bremen's Volkssagen, Bremen 1845, Zweiter Band, Nr. 8